YOGA LEBEN

Buddhas Bootcamp – Gehirnwäsche oder der Weg zur Erleuchtung?

Super Überschrift, ne? Ist mir am 2. Tag meines Aufenthalts im Vipassana Zentrum in Belgien eingefallen. Und das sagt genau, wie ich dieses ganze Retreat wahrgenommen habe. Wobei … „dieses ganze“ stimmt nicht, ich habe tatsächlich nach 7 Tagen abgebrochen, nicht 11 Tage durchgezogen. Es war einfach zu viel „anicca, anicca, anicca“ (Pali, Sanskrit: अिनत्य, anitya) vom Tonband. Zu viele Dogmen, zu viel „du bist schlecht, dein Geist ist krank und nur Buddha und Vipassana können dich noch retten“-Gelaber.

Und gutgläubig, wie ich manchmal bin, habe ich natürlich nicht VORHER mal recherchiert, was es mit diesem Vipassana nach S.N. Goenka auf sich hat. Sondern den Aussagen anderer Yogi*nis geglaubt, die mir einhellig sagten, DAS müsse man als echter Yogi auf jeden Fall mal gemacht haben. Auch wenn es keine Meditation aus der Yoga Philosophie ist, sondern aus dem Buddhismus. Außerdem war ich so beeindruckt von dem Film „Doing time, doing Vipassana“, dass ich auch neugierig darauf war, was Vipassana mit mir macht.

Als ich am 7. Tag dann auf der Bank vor dem Zentrum auf mein Taxi wartete, das mich zurück ins echte Leben bringen sollte, habe ich natürlich direkt begonnen zu recherchieren, ob mein Eindruck, den ich in den letzten Tagen gewonnen hatte, sich irgendwo im Internet widerspiegelt. Und tatsächlich habe ich direkt einen Bericht auf der Seite Sekten-Info-NRW gefunden, der ziemlich genau beschreibt, was ich erlebt habe. Nur, dass er schon 15 Jahre alt ist. Trotz der vergangenen Zeit hat sich nicht wirklich viel geändert. Im Prinzip wird das ganze Retreat genau so durchgeführt. Und ich danke der anonymen Autorin für ihren teils sehr lustigen Bericht, den ich gern teilen möchte. Ich hoffe, sie ist damit einverstanden. Aber lies selbst:

Gestern bin ich aus so einer Art Sekte geflohen…

Erfahrungsbericht zu einem 10-Tage Meditationskurs nach S. N. Goenka

Gestern bin ich aus so einer Art Sekte geflohen. Ich hatte mir in der Fastenzeit vorgenom­men, etwas für meine spirituelle Erbauung zu tun, und eine Kollegin hatte mir ein Vipassana Seminar empfohlen. Umsonst, auf Spendenbasis, zehn Tage meditieren. Die Internetseite versicherte, es gebe keinerlei Konflikte mit anderen Religionen, es gehe allein um eine Methode, den Geist zu reinigen. Eine universelle Methode. Bis ich einen Seminarplatz bekam wurde es Mai, die Kurse schienen sehr gefragt zu sein. Wir durften keine persön­lichen Gegenstände, keine Bücher, keine religiösen Objekte und nichts zu Essen mitneh­men, also packte ich meinen Schlafanzug und meine Zahnbürste ein und fuhr nach Belgien an die Maas. Ich traf zwei Holländerinnen und einen Thailänder, wir alle wurden auf der anderen Seite des Flusses von dem Auto des Vipassanazentrums abgeholt. Dort mussten wir unsere Portmonees, Handys, und alles, was wir sonst noch an persönlicher Habe mitge­bracht hatten, abgeben. Ich tat das, denn ich fand diese Idee von völliger Auslieferung span­nend und ich dachte, sie können es mir schließlich nicht klauen, es gibt ja eine Adresse, Namen …

Nun, wir gaben alles ab und für die nächsten neun Tage sollten wir „Edle Stille“ halten. Ist ja prima, dann muss ich mich nicht unterhalten, dachte ich. Edle Stille bedeutete: nicht reden, keine Gesten, kein Blickkontakt. Gar keine Kommunikation also. Neun Tage. Und kein Körperkontakt. Außerdem durften wir das Zentrums-Gelände nicht verlassen. Das Tor wurde geschlossen und rings herum waren hohe Zäune mit Stacheldraht. Nicht so hoch, dass man nicht hätte darüber kommen können, aber hoch genug, um es schwer zu machen. Ich fand das furchtbar spannend. Das alles, erklärte man uns, hatte unter anderem den Sinn, dass wir nicht in Versuchung kamen, zu lügen, oder sonst irgendetwas zu tun, was nicht Shila, also unrein war. Ich musste bald zugeben, dass ich bei den wenigen gehauchten Worten, die ich mit den Helfern wechselte, schon höllisch aufpassen musste, um auch wirklich nichts zu beschönigen, zu verdrehen, zu übertreiben. Die Stille sollte uns auch davon abhalten, unsere Meditationsfortschritte miteinander zu vergleichen und damit anzugeben. Und sie diente dazu, dass wir einander nicht sagen konnten, ob wir womöglich für himmelschreienden Unsinn hielten, was hier mit uns veranstaltet wurde. Es nutzte nichts, wie sehr ich auch meine Augen verdrehte, niemand sah mir ins Gesicht.

Männer und Frauen waren vollständig von einander getrennt, es gab zwei Speisesäle, das Haus, in dem wir schliefen war in zwei Teile geteilt und in der Meditationshalle saßen die Männer links und wir rechts vom Mittelgang. Die meisten Frauen waren Holländerinnen, trugen Sackhosen und hießen Mareille. Meine Zimmernachbarin war Belgierin, wir wechsel­ten ein paar Worte, solange es noch ging. Sie hieß Vallerie (Name geändert), hatte, wie ich, ihren Job gekündigt und wollte jetzt gerne Hebamme werden. Ich mochte Vallerie. Der Hof war mit Schnüren in einen Männer- und einen Frauenbereich unterteilt. Das, so erklärte man uns, sollte verhindern, dass wir durch irgendetwas abgelenkt wurden. Wir sollten ja meditieren. Und meditieren ist die langweiligste Sache der Welt, man tut es also nur, wenn man absolut keine Alternative hat. Deswegen war alles verboten. Lesen, singen, tanzen, Alkohol, Musik und Sexualität. Ich enthielt mich für die Dauer des Kurses sogar sexueller Phantasien, wenigstens die ersten acht Tage. Essen gab es zweimal am Tag: um halb sieben morgens und um elf mittags. Um fünf bekam man ein Stück Obst und Tee. Ich hätte gedacht, dass mich das knacken würde, aber es war eigentlich kaum ein Problem.

Wir bekamen Plätze in der Meditationshalle angewiesen. Vorn, auf einem Podest, nahmen zwei Lehrer platz. Sie sprachen kein Wort, surrten nur wie Aufziehmäuse zu ihren Sitzen und die linke Aufziehmaus drückte auf einen Knopf. Aus den Lautsprechern in der Halle drang die sanfte, einschläfernde Stimme S. N. Goenkas, des großen Vipassanalehrers. Er sagte etwas davon, dass wir zu diesem Kurs gekommen wären, um zu arbeiten, und um diese wunderbare Meditationsmethode zu lernen, und unseren Geist zu reinigen. Es würde eine tiefgreifende chirurgische Operation an uns vorgenommen, deswegen müssten wir unbe­dingt volle zehn Tage bleiben. Kein Chirurg, so sagte das Band, würde seinem Patienten gestat­ten, mit offenem Schädel das Krankenhaus zu verlassen. Ich hielt das für übertrieben, nahm es aber nicht weiter ernst. Wenn ich wirklich gehen will, kann ich natürlich gehen, dachte ich. Aber ich wollte ja durchhalten. Dann sprach uns das Tonband die Regeln vor und wir muss­ten sie im Chor auf altinidisch wiederholen. Ich weiß nicht mehr genau, was ich alles versprochen habe, eine ganze Menge jedenfalls. Aber, sagte das Tonband, es sei ja nur für die Dauer des Kurses, nur für zehn Tage, danach seien wir wieder unser eigener Herr. Nur für zehn Tage sollten wir uns den Regeln und dem Willen unserer Lehrer unterwerfen. Ich versprach es feierlich auf altindisch. Anschließend mussten wir das Tonband formell (auf altindisch) darum bitten, uns Anapana zu lehren. Ich tat auch das und wartete voller Hingabe auf die ersten Instruktionen. „Konzentriere deine gesamte Aufmerksamkeit auf deine Nasenlöcher…“ schnurrte das Band. „Sei wachsam und aufmerksam. Sehr wachsam. Sehr aufmerksam…“ Ich schlief ein. Schreckte aber gleich wieder hoch und bemühte mich. Den Atem spüren. Hinein, hinaus. Ich kratzte mich am Bein. Nur den Atem spüren, wie er über die Innenwände der Nasenlöcher streicht. Ich bemühte mich wirklich, ich spürte ihn. Aber es war langweilig. So erbärmlich langweilig. Ich rekapitulierte im Geiste den letzten Krimi, den ich gelesen hatte. Nein, das durfte ich nicht, das Tonband hatte gesagt, es sei unglaublich gefährlich, die reine, die einzige, die wahre Methode mit irgendetwas zu vermischen. Und ich wollte ja meditieren lernen. Ausgeglichener werden. Atem geht rein, Atem geht raus. Nicht bewusst atmen. Nur beobachten. Nichts tun als zu beobachten. Ich war überzeugt, dass es interessanter gewesen wäre, Wolken zu betrachten. Oder Gras beim Wachsen, meinet­wegen. Aber ich versuchte es.

Wir taten nichts anderes, die folgenden vier Tage. Wenn um vier Uhr morgens der Gong ertönte, krochen wir aus unseren durchgelegenen Betten und schlurften unter verblassenden Sternen zur Meditationshalle. Den Blick hielten wir auf unsere Füße gerichtet, um einander nicht versehentlich in die Augen zu blicken. Dort hockten wir auf dem Boden, einen bleiernen Ring von Müdigkeit um die Stirn, und beobachteten unseren Atmen, wie er über die Innen­wände unserer Nasenlöcher strich. Man hörte das Rascheln und Schieben der Kissen von Meditationsschülern, die eine bequeme Haltung suchten, und das Krachen der Gelenke hallte von den Wänden wider, wenn einer der Meditierenden aufstand und hinaushumpelte. Während der freien Meditationszeiten durfte man von Zeit zu Zeit für fünf Minuten im Hof auf und ab gehen oder auch in seinem Zimmer meditieren. Dreimal am Tag mussten wir für eine Stunde zur Gruppenmeditation in der Halle sitzen bleiben. Am ersten oder zweiten Tag stand ich während einer solchen Gruppensitzung auf, um mir für ein paar Minuten draußen die Beine zu vertreten. Sogleich kam die weibliche Managerin hinter mir her geeilt und fragte, warum ich die Halle verlassen würde. Ich müsse aufs Klo, log ich. „Du musst in der Halle bleiben“ hauchte sie. „Ich kann’s nicht ändern“ hauchte ich zurück. Sie ließ mich gehen, aber ich fühlte mich miserabel. Ich hatte gelogen, das war nicht Shila, nicht rein, und es würde gewiss meinem Meditationserfolg gewaltigen Schaden zufügen. Ich nahm mir vor, es nicht wieder zu tun.

Am folgenden Tag musste ich während einer Gruppenmeditation tatsächlich aufs Klo. Drin­gend. So ungefähr ab der siebten Minute. Ich hielt volle fünfzig Minuten durch. Ich wand mich auf meinem Kissen. Ich fürchtete die Managerin. Schließlich hielt ich es nicht länger aus und rannte mit eklatantem Mangel an Feierlichkeit und eingezogenem Hintern hinaus. Kaum war ich draußen überkam mich eine heillose Wut. Wenn sie auch nur einen Finger rührt, um mich daran zu hindern aufs Klo zu gehen, da hau ich ihr in ihre frustrierte Zicken­fresse, dachte ich bei mir. Oh, Gott, mein Geist! Wie konnte ich so etwas Gewalttätiges denken, mir tat doch niemand etwas. Das war alles ich, ich selbst, ich tat mir das an. Mein Geist war krank. Das hatte auch das Tonband bei der Abendlichen „Lecture“ gesagt. Wir mussten sie jeweils in unserer Muttersprache hören, anderthalb Stunden. Da es die einzige Abwechslung des Tages war, freute ich mich immer darauf. Unser Geist sei krank, schwer krank, eröffnete uns das Tonband gleich am ersten Abend. Hin und her geworfen zwischen Verlangen und Abneigung. Leiden, weil wir ersehnten, was wir nicht haben konnten, leiden weil wir zu behalten wünschten, was vergänglich war, leiden, weil wir nicht akzeptierten, was war. Da war etwas dran, musste ich zugeben. Hatte ich nicht schon oft gelitten, weil ich unbedingt dieses oder jenes (bzw. diesen oder jenen) haben wollte? Und war es nicht oft so, dass ich den Augenblick nicht genießen konnte, weil ich im Geist schon in der Zukunft weilte? Das Tonband hatte Recht. Meine Undiszipliniertheit während der Gruppenmeditation und die sündhaften Gedanken, die ich zuließ, hatten furchtbare Folgen; meine inneren Verspannungen, die tiefen Sankaras, die sich infolge meiner schlechten Handlungen in meinem Körper manifestierten, verfestigten sich zu einer schmerzhaften Entzündung im Rücken. „Lieber Gott, bitte kein Bandscheibenvorfall“ betete ich während ich zitternd vor Schmerzen auf meiner Meditationsmatte hockte. Aber beten war verboten. Die Schmerzen wurden schlimmer. Ich bat in der Küche (sehr leise) um heißes Wasser, füllte meine Trink­flasche damit und legte mich während der Mittagspause ins Bett. Es tat immer noch weh, war aber immerhin auszuhalten. Liegen durfte ich allerdings nur während der Pausen. Während der freien Meditationszeiten durften wir uns von Zeit zu Zeit auf dem Boden aus­strecken, aber höchstens für fünf Minuten, damit wir nicht einschliefen.

Am nächsten Morgen versuchte ich, trotz Verbot im Bett liegen zu bleiben. Wie durften ja in unseren Zimmern meditieren. Ich fürchtete, Valleries Disziplin dadurch zu stören, denn sie schien sehr ernsthaft zu arbeiten. Vermutlich tat ich das auch. Um viertel vor sechs etwa klopfte es leise an die Tür. „Tocktocktock“ Ich verdrehte mir auf dem Bett liegend den Hals. Was war das? „Tocktocktock.“ Etwas lauter. Ich ging mit gekrümmtem Rücken zur Tür und öffnete. Es war die Managerin. „Du darfst nicht schlafen. Du musst meditieren.“ Ich starrte sie fassungslos an. „Woher wusstest Du, dass ich schlafe?“, fragte ich nicht besonders leise. Sie wich einen halben Schritt zurück. „Ich kontrolliere nur“, piepste sie, vor Schreck nicht ganz tonlos, „Lehrer haben angeordnet”. Ich warf einen Blick auf das karge Mobiliar. “Ihr habt doch keine Kameras in den Zimmern?” „Nein, nein, ich kontrolliere alle Zimmer. Lehrer haben angeordnet”. Ich bemühte mich um ein freundliches Lächeln und erklärte ihr (sehr, sehr leise) das Problem mit meinem Rücken. „Ich weiß nicht“, murmelte sie. „Ich kontrolliere nur. Du solltest mit Lehrern sprechen.“

Also schrieb ich mich für die Mittagspause auf die Liste derer, die ein Gespräch mit den Lehrern wünschten. Die Halle war leer, bis auf die beiden Aufziehmaus-Lehrer, die am ande­ren Ende der Halle bewegungslos auf dem Podest neben der Stereo-Anlage hockten. Ich trat unsicher auf den langen Teppich, der durch den Mittelgang zum Podest führte, und weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, begann ich, mich bei jedem Schritt zu verbeugen wie ein Idiot. Die rechte Aufziehmaus lächelte gütig. Ich habe Schmerzen, erklärte ich, als ich vor ihnen auf dem Boden kniete. Die Aufziehmaus schnitt mir gütig lächelnd das Wort ab. „Das sind all Deine alten Sankaras, die hochkommen. Es ist gut für Dich. Du musst weiter medi­tieren.“ „Aber es tut immer weh“, versuchte ich einzuwenden. “Ja, ja, bleibe nur gleichmütig” , riet die Aufziehmaus. “Everything passes, anitcha, anitcha. Der Schmerz wird vergehen, wenn Du ihn beobachtest. Keep meditating.” Ich war mir sicher, dass ich mich übergeben müsste, wenn ich noch einmal das Wort „meditieren“ hörte. „Thank you“, murmelte ich deswe­gen und erhob mich.

Am Morgen des vierten Tages erschienen auf der Anschlagtafel vor unseren Unterkünften Schilder in vier Sprachen, die verkündeten, heute sei Vipassana-Tag. Am Nachmittag würde Goenka (das war die Stimme auf dem Tonband) uns Vipassana lehren. Dies würde ein tiefer, ein chirurgischer Einschnitt in unseren Geist sein. Dazu, erinnerte uns das Schild, war es absolut notwendig, dass wir zwei Stunden lang in der Meditationshalle blieben. Ich machte mir große Sorgen, ob ich bereit sei, für diesen tiefen chirurgischen Einschnitt. Schließlich hatte ich ziemlich häufig Pausen eingelegt und es kaum je mehr als eine Minute geschafft, mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Außerdem kam mir hartnäckig immer wieder der Gedanke, dass dies alles ziemlich hirnrissig sei. In den Abend-Lectures hatte uns das Ton­band auf solche Zweifel vorbereitet. Das sei ein innerer Feind, das seien die tief verwurzelten schlechten Gewohnheiten, die nicht gehen wollten. Wenn wir die Methode lernten, würden sie gehen müssen, also versuchten sie, uns am Meditieren zu hindern, in dem sie uns müde machten, oder mit Zweifeln erfüllten. Wir dürften, schnurrte das Tonband, diesem inneren Feind keine Macht über uns geben.

Des weiteren schnurrte das Band, Jesus Christus sei ein toller Mensch gewesen, ein großer Heiliger, es sei nichts Schlechtes daran, ihn zu verehren, aber wir müssten verstehen, der Weg zur völligen Befreiung konnte nur durch die Erfahrung von Wahrheit beschritten werden. Götter anzubeten würde unseren Geist nur an der Oberfläche reinigen. Tief in unserem Inne­ren würden die Unreinheiten im Geiste bestehen bleiben und unser Leiden vervielfältigen. Unser endloses tiefes Leiden. Leben um Leben. Es ging mir mächtig auf die Nerven, dass mein Geist als ein wildes Tier, als krank und verrückt bezeichnet wurde. Denn das waren die wörtlichen Worte des Tonbands. Wenn wir aber lernten, unseren Geist zu beherrschen, nur zu beobachten, und nicht mit Verlangen oder Abneigung zu reagieren, wenn wir lernten, immerfort gleichmütig die Wahrheit zu beobachten, die sich Augenblick für Augenblick im Körper manifestiert, dann würden wir tiefes reines Glück erfahren, kein neues Leid durch Abneigung oder Verlangen erzeugen und, in Folge dessen, nicht wieder geboren werden. Das erschien mir nicht sehr wünschenswert. Wenn wir unter dem Leiden endlich nicht mehr litten, würden wir nicht mehr wiedergeboren. Na großartig. Und Christus war für mich kein „Heiliger“, sondern Gottes Sohn. Das Tonband hatte uns gewarnt, das wir Kränkung empfin­den würden, wenn etwas über unsere Religion gesagt würde, dass uns nicht gefiel. Das lag an unserem großen Ego. Das Ego aber sei verantwortlich für großes Leid und wir würden, dank Vipassana, lernen, es aufzulösen.

Dazu, deutete das Tonband von Abend zu Abend unverhohlener an, sei es auch sehr wichtig, nicht an seinem Eigentum zu hängen. Seinem Geld zum Beispiel. Dieses zu teilen würde uns sehr, sehr glücklich machen und es nicht zu teilen sehr, sehr unglücklich. Jeden Abend erzählte das Tonband mindestens ein Beispiel von jemandem, der sein ganzes Vermögen für den Bau eines Vipassana-Zentrum gegeben und sehr, sehr glücklich darüber war, weil er damit so vielen Menschen den Weg zur Befreiung geebnet hatte. Und mindes­tens ein Beispiel von jemandem, der an seinem Geld geklebt hatte, und dadurch in so tiefes Elend verfiel, dass er mit Elektroschocks behandelt werden musste. Ich fand es recht dick aufgetragen und suchte heimlich in den Gesichtern der Anderen nach zumindest einem Hauch der Empörung. Aber ich konnte nicht hinter ihre Stirn sehen und in meinem Kopf begann meine eigene ewig zweifelnde Stimme mir grell und unangenehm zu klingen. Vielleicht kamen all diese Gedanken mir nur, weil ich nichts spenden wollte. Ich hatte hundert Euro zu diesem Zweck mitgenommen, aber nun, da ich jede Minute einzeln durchlitt, mir jeden Abend einen Haufen Schwachsinn anhören musste und nicht gehen durfte, da ich ja feierlich versprochen hatte, zehn Tage zu bleiben, war meine Bereitschaft, die schönen hundert Euro abzugeben, damit andere auch in den Genuss eines solchen Kurses kamen, erheblich gesunken. Ich stellte mir vor, wie ich mit meinem Hundert-Euro-Schein nach Hause fuhr, wie ich ihn fest mit schwitzigen Fingern umklammerte und ein hochmütiges Gesicht dazu machte. Wie ich ihn für etwas so eitles und eigennütziges wie neue Kleider und einen Friseurbesuch ausgeben würde. In der Tat, dachte ich, werde ich mich damit sehr elend fühlen.

Das Tonband sagte auch, dass wir schon sehr bald, wenn wir erst erfahren hätten, wie gut, wie wunderbar die Methode sei, in uns den Wunsch verspüren würden, andere Menschen dafür zu begeistern. Unsere Familienmitglieder und Freunde zum Beispiel. Tatsächlich war mir im Laufe der Tage gelegentlich der Gedanke gekommen, dass es dieser oder jener meiner Verwandten und Bekannten ganz gut tun würde, die ein oder andere Weisheit zu schlucken, die hier verkündet wurde. Denn vieles, was das Band sagte, klang gut. Dass man nur sich selbst ändern konnte. Dass es nichts brachte, auf der Schlechtigkeit anderer Menschen herum zu kauen und sie für sein eigenes Leid verantwortlich zu machen. Haha, hör dir das an, Mutter! dachte ich. Außerdem gab es ja auch alte Schüler, solche, die zurückgekommen waren, also musste es ihnen doch etwas gebracht haben. Man erkannte die alten Schüler daran, sann ich bösartig, dass sie besonders verkniffen und unglücklich aussahen. Am verkniffensten sah die Managerin aus.

Nun, der vierte Tag, Vipassana-Tag. Zwei Stunden auf unseren Meditationsmatten in der dämmrigen Meditationshalle erwarteten uns. Die Schmerzen in meinem Rücken waren eher schlimmer als besser geworden. Die Sackhosen-Mareilles, Vallerie und ich machten im Hof heim­lich Dehnübungen. Jeder Sport war verboten, Yoga war verboten, Gymnastik war verboten. Die reine, die wahre, die einzige Methode mit einer anderen zu vermischen war äußerst gefährlich. Schüler waren dadurch in schlimme Krisen gestürzt, aus denen sie ihre Lehrer nur mit Mühe befreien konnten. Ich dachte bei mir, dass dann diese Schüler wohl einen besseren Kontakt zu ihren Lehrern gehabt hatten. Ich hatte es gerade einmal geschafft, der Aufziehmaus zwei halbe Sätze vorzutragen. Wie hätte sie da bemerken sollen, wenn einer eine Krise hatte. Einmal, am Anfang einer Gruppenmeditation, war eine der jüngeren Sack­hosen-Mareilles in Tränen ausgebrochen und hatte laut geschluchzt. Die Aufziehmaus hatte der Managerin einen Blick zu geworfen und die Managerin hatte die schluchzende Sack­hosen-Mareille aus der Halle geschickt. Offensichtlich brauchte sie an dieser Sitzung nicht teilzunehmen, aber falls ihr darüber hinaus Betreuung zuteil wurde, ist mir das entgangen.

Wir ließen uns in der Halle auf unseren Kissen nieder. Inzwischen hatten die meisten aus Kissen und Decken wahre Festungen um sich errichtet. Immer noch gab es erhebliches Geschiebe und Geraschel während der Meditationen. Die Lautsprecher erwachten mit einem leisen Knacken zum Leben und die Stimme auf dem Tonband forderte uns auf, sie auf alt­in­disch darum zu bitten, uns Vipassana zu lehren. Mir fiel auf, dass wir dieses Mal nicht mehr gefragt wurden, ob wir das wollten. Und ich fragte mich, was wir in dem Fall, dass wir es nicht wollten, wohl hätten tun sollen, denn gehen durfte man ja nicht. Das wurde in den Abendvorträgen häufig genug erwähnt. Schwächliche Schüler hätten den Kurs bisweilen abbrechen wollen, aber das sei unmöglich, niemand würde uns das erlauben und wir sollten gar nicht erst fragen. Tatsächlich hörte ich einmal, wie der Lehrer zu einer knienden Schülerin sagte: „Es ist unmöglich, dass du gehst.“ Ich hielt meinen Blick auf den Boden gerichtet und ging weiter. Ich weiß nicht, was sie antwortete. Jedenfalls blieb sie.

Da wir es darum gebeten hatten, lehrte uns das Tonband jetzt Vipassana-Meditation. Dazu sollten wir unsere Aufmerksamkeit nun von unseren Nasenlöchern zum höchsten Punkt unseres Kopfes führen. Von dort sollten wir unsere Aufmerksamkeit durch den gesamten Körper führen, Stück für Stück, die Empfindungen in jedem einzelnen Stück beobachten und dabei vollkommen gleichmütig bleiben. That’s it. Ich fühlte mich etwas hohl. Das war alles? Das sollte ich die nächsten sechs Tage tun? Was hatte ich denn erwartet, meine Güte? Das war vermutlich das, was buddhistische Mönche tun. Also, reiß dich zusammen, work hard, work concentrated. Mein Rücken tat höllisch weh und meine Knie gaben bei jeder Bewegung schreckliche Geräusche von sich. „Von jetzt an“, verkündete das Band, „werdet ihr euch nicht mehr bewegen.“ Ich glaubte, mich verhört zu haben. Ein mächtiges Verlangen kam mich an, aufzuspringen und etwas in der Art von: „Das könnt ihr euch sonst wohin stecken!“, zu sagen. So laut ich konnte, und das ist ziemlich laut. Ich ging im Geiste verschiedene geeignete Formulierungen auf englisch durch. Aber ich sagte nichts. Am Abend kniete ich vor dem Lehrer-Podest nieder und bat um einen Stuhl.

Die Tage schlichen dahin, einer nach dem anderen, von vier Uhr morgens bis neun Uhr abends. Manchmal ermahnte ich mich, dass meine egozentrischen, verdorbenen Gedanken mich am Meditieren hindern würden. Manchmal ermunterte ich mich, sie zu denken, um bei Verstand zu bleiben. Dann marschierte ich in dem schmalen, zeckenverseuchten Wald­streifen auf und ab und summte in einem Akt der Rebellion „ficken, ficken, ficken“ vor mich hin, oder ähnliche kleine Schweinereien. Ich zählte die Tage rückwärts. Ich ging die Wege auf und ab, schlief und aß und meditierte. Ich malte mir im Geiste aus, was ich essen würde, wenn ich heim kam. Ich überlegte, wie das Buch, das ich gerade las, weiterging. Ich erzählte mir, was ich von Macbeth im Gedächtnis behalten hatte. Der Kurs endet am Sonn­tagmorgen, und ich wusste nicht einmal, um welche Uhrzeit. „Morgens“ konnte hier alles zwischen vier und elf sein. Nur noch einen Tag.

Dieser Tag begann wie jeder andere um vier Uhr mit einem persistierenden Gong. „GONGGONGGONG.“ Damit wir auch wirklich aufwachten. Ich wachte längst ein paar Minuten vor dem Gong auf. Aber das änderte nichts daran, dass ich eine heilige Wut auf die verhuschte Managerin mit ihrem Knüppelchen hatte. GongGongGong. Ich öffnete die Augen und schielte vorsichtig zu Vallerie herüber. Heute sollte das Gebot der Edlen Stille aufgehoben werden, aber man hatte uns nicht gesagt wann. Den ganzen gestrigen Tag hatte ich auf diesen Hinweis gelauert, aber er war nicht gekommen. Also sahen wir weiter auf unsere Füße und tapsten schweigend zur Meditationshalle. „Bald bald bald“, dachte ich und versuchte, ein bisschen zu meditieren und gleichmütig zu sein. Die zwei Stunden ver­strichen. Schweigend gingen wir zum Speisesaal, schluckten schweigend unser Frühstück hinunter, mit mehr oder weniger Aufmerksamkeit auf unsere Körperempfindungen. Schwei­gend gingen wir auf unsere Zimmer. Vor den Unterkünften lagen drei gepackte Taschen. Also ging jemand früher nach Hause? Wie jeden Morgen legte ich mich für eine Stunde ins Bett. Nach einer Weile kam Vallerie hinein und begann zu packen. Ich hatte mich inzwischen genügend unter Kontrolle, um nicht hinzusehen, aber ich konnte hören, wie sie ihren Schlaf­sack in den Beutel stopfte und ihre Sachen einsammelte. Und mit plötzlicher Heftigkeit wurde mir klar, dass ich NICHT einen weiteren Tag aushalten würde. Ganz egal, ob ich konnte oder nicht. Ich wollte nicht und ich würde nach Hause fahren, und zwar sofort.

Ich brauchte ungefähr zwei Minuten, um meine Sachen zu packen. Dann klopfte ich an das Büro der Managerin. Sie war nicht da. Ich marschierte los in Richtung Speisesaal. Ich versuchte, einen leichten, unbekümmerten Ton anzuschlagen und erklärte, dass ich gehen wolle. “Unmöglich”, sagte die Managerin. “Oh doch! Einige gehen heute, ich habe gepackte Taschen gesehen.” “Niemand geht heute.” Schließlich einigten wir uns darauf, dass ich mit den Lehrern sprechen würde. Mir war klar, dass die Lehrer nicht so ohne weiteres zustim­men würden. Ich konnte ohne Ihre Erlaubnis über den Zaun springen, aber ich hatte kein Geld, keinen Ausweis, kein Handy. Ich musste sie dazu bringen, mir meine persönlichen Dinge wieder zu geben. Und der Gedanke, vor ihnen auf den Knien zu liegen, und um meine Freilassung zu feilschen, war mir mehr als schauerlich. Ich legte mir zurecht, was ich sagen würde, aber ich kam nie dazu, diese Strategie anzuwenden.

Als die nächste Gruppenmeditation vorüber war, näherte sich die Managerin demütig dem Lehrerpodest und ich sah sie mit dem Frauen-Lehrer flüstern. Ich blieb auf meinem Stuhl sitzen, in einem letzten Anflug von Höflichkeit, und wartete. Vielleicht bildete ich mir das alles ja nur ein, vielleicht würden sie einfach sagen: okay, sehr schade, aber es ist deine Entscheidung. Die Lehrer verließen die Halle durch den hinteren Eingang, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Die Managerin kam den Gang entlang. Ich sah ihr mit wach­sender Spannung entgegen. Die Augen stur geradeaus gerichtet, ging sie an mir vor bei. Ich lief ihr nach. Sie flüsterte: „Er sagt, es sei nicht möglich.“ “Dann bitte ich Sie jetzt, dafür zu sorgen, dass ich meine persönlichen Gegenstände wieder bekomme.” “Unmöglich. Du kannst nicht gehen.“ “Ich bitte Sie noch ein Mal: Ich möchte mein Eigentum zurück haben!“ “Nein. Unmöglich.” “Dann werde ich dies von nun an als Diebstahl betrachten. Geben Sie mir meine Sachen zurück!” “Unmöglich.” “GEBEN SIE MIR MEINE SACHEN ZURÜCK!!!” Jemand berührte meinen Arm. “Bitte, nicht in der Dhamma-Halle.“ “GEBEN SIE MIR MEINE SACHEN ZURÜCK!!!” “Ich kann nicht, dafür bin ich nicht zuständig.” Die Managerin zwängte sich an mir vorbei und schlüpfte aus der Halle. Ich rannte hinter ihr her und stellte sie vor dem Eingang zum Wohnhaus. Ich war mir keineswegs sicher, ob nicht das belgische Gesetz es vielleicht gestattete, Meditationsschüler festzuhalten. Wage nahm ich war, dass um uns herum Meditations–Schülerinnen mit gesenkten Köpfen davon huschten. Eine ganze Weile wiederholten wir dieselben Sätze, in wachsender Lautstärke. „Ok“ sagte ich schließlich, „warum willst du, dass ich bleibe?“ „Es ist zu deinem eigenen Besten“ sagte sie und funkelte mich hasserfüllt an. „Ich werde gehen. Also, was wirst du tun?” “Du musst noch viel lernen. Du kannst nicht gehen.” Wenn sie mich wütender machen wollte, war das genau der richtige Satz. Von wegen noch viel zu lernen. Nicht von dir. “Wie willst DU mich daran hindern? Habt ihr irgendwelche Waffen?” „Nun, du kannst gehen, aber du bekommst deine Sachen nicht wieder.“ “AHA! Du willst meine Sachen behalten?!?!?” “Du kannst sie nicht bekommen.” Dieser Umstand schien sie äußerst zufrieden zu machen. „Schön, dann gehe ich jetzt zur Polizei.“ Damit verschwand ich Türen knallend im Haus.

Ich musste aufs Klo und meine weiteren Schritte überdenken. Die Managerin stand mit einer älteren Frau zusammen und flüsterte. Es war diejenige, die mich gebeten hatte, nicht in der Dhamma-Halle zu schreien. Ich trat zu den beiden. „Natürlich kannst du gehen, wenn du möchtest”, eröffnete sie mir zu meiner Überraschung. Man erlaubte mir nicht mehr, mit Vallerie zu sprechen, schleuste mich an den anderen Meditationsschülern vorbei und brachte mich zum Bus. Man muss Vipassana zu Gute halten, dass mich bis heute auch niemand erschossen und im Wald verbuddelt hat, wie ich auf dem Heimweg fortwährend fürchtete.

Lies hierzu auch gern den Kommentar der Sekten-Info-NRW zu diesem Erfahrungsbericht: „Die Vipassana Meditation im 10 Tage Kurs nach S. N. Goenka„.

Krasse Geschichte! Und noch krasser, dass ich es tatsächlich fast genau so erlebt habe. 15 Jahre später. Es war nicht ganz so schwierig, den Kurs abzubrechen, wie oben beschrieben, aber auch ich musste die Assistenzlehrerin darum bitten, gehen zu dürfen. Sie versuchte mich noch zum Bleiben zu überreden, aber mein Entschluss stand fest.

Fazit: Meine größte Sorge, morgens um 4 Uhr nicht wach zu werden, hat sich zum Glück nicht bestätigt. Es war tatsächlich kein Problem. Bin halt abends um 21 Uhr direkt todmüde ins Bett gefallen. Meine andere Sorge, den ganzen Tag im Schneidersitz auf der Matte zu sitzen, konnte ich abwenden, indem ich direkt um einen Stuhl bat und so die ganze Zeit auf meinem Stuhl sitzend meditieren konnte. Was aber – welch Überraschung – gar nicht bequemer und einfacher war. Nur besser für meine Knie und Hüften.

Die Challenges, die ich nicht erwartet hatte, waren die schwierigsten:
– von Tonband Anweisungen zu bekommen, die nicht hinterfragt werden konnten/durften
– ständig gesagt zu bekommen, dass dies die einzig wahre Methode sei, ein „guter“ Mensch zu werden
– ständig gesagt zu bekommen, dass mein Geist unrein und „schlecht“ sei
– eine Gehirnoperation angedroht zu bekommen – ohne in Ängste zu verfallen
– sich ständig wiederholende Ansagen auszuhalten … anitcha, anitcha, anitcha …
– die, für mein Gefühl, gar nicht sanfte Stimme Goenkas von Band – eher beschwörerisch-beängstigend
– eine Methode anzuwenden, von der ich nicht überzeugt bin

Nun verstehe ich auch genau, warum diese Methode in den 1990ern besonders in indischen Gefängnissen so erfolgreich war, wie der oben genannte Film zeigt: Andere Kultur, anderer Glauben, andere Vorbedingungen.
Umso erstaunlicher, dass es seitdem und bis heute auch im Westen Menschen in diese Vipassana-Zentren zieht. Für mich war es eine Herausforderung, die ich für mich mit Bravour bestanden habe. Nicht , weil ich’s „durchgezogen“, sondern rechtzeitig abgebrochen habe. Weil ich das Ganze nicht mit mir, meinen Werten und meinem Verstand vereinbaren konnte.

Ob ich der reinen Technik der Vipassana-Meditation noch einmal eine Chance gebe, wird sich zeigen. Das wage ich heute nicht abschließend zu sagen.


Sommer

Nun ist er da, der Sommer … mit angenehmen bis – für mich – sehr unangenehmen Temperaturen … einige Kurse gehen in die Sommerpause, ein wunderbarer Bildungsurlaub fand letzte Woche noch statt … und langsam stellt sich bei mir so ein lazy Sommerferiengefühl ein … mit Zeit zum Lesen, am See liegen, (entkoffeinierten) Eiskaffee trinken, niksen …

Und übernächste Woche startet meine große Herausforderung – der Vipassana-Kurs in Belgien. Mit 4 Uhr in der Früh aufstehen, sehr viel Meditation und sehr viel Innenschau, Reflektion und hoffentlich Erkenntnissen über mein wahres Selbst. Worauf ich als durchtherapierter und -analysierter Mensch besonders gespannt bin.


Yogi*nis go Portugal?

Letztes Wochenende war ich bei der 6. Yogatherapie Konferenz des Berufsverbands DeGYT in der Habichtswaldklinik in Kassel. Das erste Mal live dabei, gewonnen bei einem Gewinnspiel der DeGYT auf Insta :-). Die 2. Gewinnerin hat mich direkt bei Insta kontaktiert und so hatte ich schon eine „Anlaufstelle“ bei der Konferenz, was ich ja immer ganz angenehm finde. Sonst irrt man so allein dort herum, bis man erst einmal Kontakte geknüpft hat … Christine stellte ich sich als supersympathische Yogatherapeutin aus Wuppertal heraus – ich hatte gleich das Gefühl, wir kennen uns schon ewig. Und ihr ging es genau so.

Die Konferenz selbst war sehr interessant, es ging um internationale Yogatherapie, dazu gab es Vorträge aus Indien, der Schweiz und Berlin. Der Chef der Ayurveda-Abteilung der Klinik führte uns herum und zeigte uns Therapie- und Anwendungsräume sowie den Meditations- und den Yogaraum. In Workshops und in den Pausen wurde fleißig genetzwerkt und Christine fragte mich irgendwann, ob ich mir vorstellen könne, mit ihr zusammen ein Retreat in Portugal zu geben … ob ich mir das vorstellen kann? Und ob!

Sie hat bereits eine wunderschöne Location in der Nähe von Lissabon ausfindig gemacht und gemeinsam konnten wir schon einen Zeitraum im nächsten Jahr (Anfang Mai 2026) festlegen. Nun geht es ans Planen und ich freu mich wie Bolle, meinen Yogi*nis so etwas Feines bald anbieten zu können!

Und vielleicht wird dieses Retreat sogar von der ZPP zertifiziert, so dass Teilnehmende einen Teil der Kosten von den deutschen Krankenkassen erstattet bekommen können.

… und nur so nebenbei: Natürlich werde ich durch die DeGYT als Yogatherapeutin zertifiziert … meine Aus- und Fortbildungen sowie meine Erfahrung zeugen von Expertise, so dass es gar keine Frage sei, ob oder ob nicht. Yippieh!


Du erntest, was du säst

Und mal wieder passiert einiges in meinem Leben … ich hatte ein paar Dinge angeleiert und nun kommen die Rückmeldungen …

  • ich bin (vorbehaltlich) zum Vipassana-Kurs zugelassen! Es wird noch geprüft, ob meine Depression eine Hinderungsgrund zur Teilnahme sein könnte … aber ich freue mich schon einmal vorsichtig
  • Bei „meinem“ Berufsverband DeGYT gibt es zzt. die Möglichkeit, sich noch relativ unkompliziert als Yogatherapeutin zertifizieren zu lassen. Da bei der DeGYT die Yogatherapie aber ganzheitlich Körper, Geist und Seele umfasst und eine rein „psychologische“ Yogatherapie nicht vorgesehen ist, bin ich sehr gespannt auf die Reaktion auf meinen Antrag, als Psychologische Yogatherapeutin zertifiziert zu werden. Drückt mir die Daumen!
  • Nach der unschönen Klinik-Erfahrung im Dezember letztes Jahres wurde nun (nachdem ich Widerspruch gegen die Ablehnung eingelegt hatte) eine psychosomatische Reha bewilligt … ich hoffe, es wird eine Duale Reha auf Borkum, um endlich mal ganzheitlich meine Depression und meine Neurodermitis anzugehen!
  • Für die VHS Aachen werde ich keine weiteren Bildungsurlaube geben. Die Themen „Burnout, Selfcare und Glück“ seien nicht so gefragt … ähhh … okeeee
    Spiekeroog war wunderschön, es war wieder traumhaftes Wetter. Wir haben jeden Tag draußen praktiziert und am Strand Pranayama geübt. Eine kleine, feine Gruppe, von der ich am Ende viele schöne kleine Geschenke bekommen habe. Daaaanke, ihr lieben Yogi*nis!
  • Meine Online-Angebot CHILL OUT & YOGA NIDRA und MEDITATION werden gut angenommen und es ist schön, mal wieder aus dem Nirvana zu unterrichten 🙂

Nun muss „nur noch“ die Baustelle von Mr. T vorangehen … seit er vor 3 Jahren einen Teil eines Hauses gekauft hat, den er zu einer Wohnung mit Dachterrasse umbauen will, muss er sich schwer in Geduld üben. Die Genehmigung des Bauantrags hat ganze 30 Monate gedauert!!!! Nun spielt das Wetter mit, aber er muss warten, bis die Handwerker Zeit haben. Und sein Architekt ist auch nicht der schnellste und der auskunftsfreudigste. Am Wochenende werde ich hinfahren und schauen, wie ich ihn ein bisschen seelisch auffangen und aufbauen kann …


Empfehlungen für das Leben in diesem Jahrtausend
(werden dem Dalai Lama zugeschrieben)

  • Beachte, dass große Liebe und großer Erfolg immer mit großem Risiko verbunden sind.
  • Wenn du verlierst, verliere nie die Lektion.
  • Habe stets Respekt vor dir selbst, Respekt vor anderen, und übernimm Verantwortung für deine Taten.
  • Bedenke: Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein großer Glücksfall.
  • Lerne die Regeln, damit du sie richtig brechen kannst.
  • Lass niemals einen kleinen Disput eine große Freundschaft zerstören.
  • Wenn du feststellst, dass du einen Fehler begangen hast, ergreife sofort Maßnahmen, um ihn wieder gut zu machen.
  • Verbringe jeden Tag einige Zeit allein.
  • Öffne der Veränderung deine Arme, aber verliere dabei deine Werte nicht aus den Augen.
  • Bedenke, dass Schweigen manchmal die beste Antwort ist.
  • Lebe ein gutes, ehrbares Leben. Wenn du älter bist und zurückdenkst, wirst du es noch einmal genießen können.
  • Eine liebevolle Atmosphäre in deinem Heim ist das Fundament für dein Leben.
  • In Auseinandersetzungen mit deinen Lieben sprich nur über die aktuelle Situation. Lasse die Vergangenheit ruhen.
  • Teile dein Wissen mit anderen. Dies ist eine gute Möglichkeit, Unsterblichkeit zu erlangen.
  • Gehe sorgsam mit der Erde um.
  • Begib dich einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch nie gewesen bist.
  • Bedenke, dass die beste Beziehung die ist, in der jeder Partner den anderen mehr liebt als braucht.
  • Miss deinen Erfolg daran, was du für ihn aufgeben musstest.
  • Widme dich der Liebe und dem Kochen mit ganzem Herzen.

Zurück im Nirvana

Vier Wochen Bildungsurlaub hintereinander mit langen Zugfahrten dazwischen. Traumhaftes Wetter. Wunderschöne entschleunigte Inseln. Warmherzige, interessierte und offene Menschen. Tolle, von Herzen kommende Geschenke von den Teilnehmer*innen. Ich habe mal wieder das, was ich am liebsten tue, zu meinem Beruf gemacht. Und bin soooo happy damit! In 2 Wochen bin ich auf Spiekeroog und freue mich drauf. Neue Insel, neue Menschen, neuer Bildungsurlaub – ganz nach meinem Geschmack. 🙂

Und zuhause ist es auch wunderschön. Noch steht kein Wohnwagen zwischen Rhein und Nirvana, der Blick ist frei bis zur anderen Rheinseite. Die Bäume schlagen es, es grünt, blüht und summt … und es ist seltsam, wie schnell ich die dunkle Zeit mit der depressiven Phase „vergessen“ kann, wenn es mir wieder gut geht. Wenn ich das Gefühl habe, wieder bei mir angekommen zu sein, gelassen und entspannt in den Tag zu starten und alle möglichen „Schwierigkeiten“ gar nicht mehr so schwierig erscheinen … aber auch wie schön, dass es die „guten“ Zeiten gibt! Und der „schwarze Hund“ nicht in Sicht ist …


Stadtnomadin macht Inselhopping

Ach, was soll ich sagen bzw. schreiben? Es ist einfach traumhaft! Gerade fahre ich von Langeoog, wo ich einen wunderbaren Bildungsurlaub mit sehr lieben Menschen gegeben habe, nach Usedom. 11 Stunden Zugfahrt, aber das macht mir heute gar nichts. Ich bin noch so beseelt von der letzten Woche: phantastisches Wetter – Sonnenschein ohne Ende -, entspannte Insel mit super Strand, um diese Jahreszeit noch wenig Tourist*innen … Tiefentspannung selbst für mich – trotz Arbeit.

Auf Usedom treffe ich 2 „Wiederholungstäterinnen“ und freue mich sehr auf die beiden! Eine weitere Woche Bildungsurlaub mit hoffentlich interessierten und offenen Menschen, die sich auf Yoga und Meditation mit mir einlassen.

Nach 11 Stunden Zugfahrt zurück auf Langeoog fühlt es sich fast schon an wie nach Hause kommen. Die Nordsee, der Wind, die total süße Inselbahn und das beste Hotelessen ever im Hotel Bethanien … ich habe eine neue Lieblingsinsel!

Auf der Fähre nach Langeoog

Welcome 2025

Das neue Jahr lässt sich ganz gut an :-). Entspannt reingeschlafen und die ersten Wochen des neuen Jahres genutzt für Selfcare. Viel schlafen, gut essen, wenig Stress und ein spirituelles Retreat im Ashram – eine Woche bei Yoga Vidya im Westerwald. Das tat gut! Yoga, Meditation, Mantras chanten, Yogageschichten hören, ein Schweigetag und nette Menschen … ein rundum tolles Paket, das ich genießen durfte. Das mache ich nächstes Jahr wieder!

Zurück in meinem persönlichen Nirvana scheint die Sonne, der Rhein glitzert vor meinen Fenstern und ich habe mir Blumen gekauft, um das Frühlingsgefühl noch etwas zu unterstützen.

Leider hat sich gestern herausgestellt, dass mein operiertes Auge einen sogenannten Nachstar entwickelt hat, was bei „jüngeren“ Menschen wohl nicht so ungewöhnlich ist. Also muss ich in 2 Wochen noch einmal zum Lasern, was aber wohl harmlos sein soll. Nun denn …


Hau ab, 2024!

Tja, da war ich wohl etwas voreilig mit meiner Annahme, dass dieses herausfordernde Jahr doch noch ganz versöhnlich und hoffnungsvoll dem Ende zugeht … meine geplante 2-monatige Auszeit mit therapeutischer Hilfe über den Jahreswechsel war schneller beendet, als ich gedacht hatte … 😮

Als unterstützenden Ort hatte ich mir eine der psychosomatischen Heiligenfeld Kliniken in Bayern ausgesucht, und zwar diejenige, die das Konzept der „Hochsensibilität“ in ihre Arbeit miteinbezieht. Hochsensibilität (HS) ist zwar keine Diagnose oder Krankheit, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal, aber es macht das Leben Betroffener nicht unbedingt einfacher, mehr zu hören, zu sehen und zu fühlen, als andere Menschen. Dazu gehört, äußere Reize nicht einfach ausblenden zu können, sondern neben einer verstärkten Wahrnehmung der Reize diese auch noch tiefer zu verarbeiten. Und dann eben mehr Erholungspausen zu brauchen, um die inneren Batterien erneut aufzuladen und wieder Energie für das „normale“ Leben zu haben. Dafür brauchen hochsensible Personen (HSP) Rückzugsmöglichkeiten, Raum zum Auftanken und zum Regenerieren.

Selbstverständlich bin ich als HSP davon ausgegangen, dass die Klinik dies in ihrem Behandlungsangebot umfänglich berücksichtigt. Zum Beispiel derart, dass HSP grundsätzlich in einem Einzelzimmer untergebracht werden, um genügend Rückzugsmöglichkeit zu haben. Aber … leider falsch gedacht. Ich wurde in einem Doppelzimmer untergebracht. Und das auch noch mit einer Mitpatientin, die sehr gestresst, unruhig und eher ein „lauter“ Mensch mitten im Burnout war – und wer kennt diese Phase besser als ich?! 😉

Aber ich war ja nicht als Dozentin oder Therapeutin dort, sondern selbst als Patientin, die an ihren eigenen Prozessen arbeiten und mit ihrer Hochsensibilität gesünder umgehen lernen wollte. Ich freute mich auf alternative Tools und Handlungsmöglichkeiten, die ich anstelle der Depression nutzen könnte, sobald ich merke, dass ich zu wenig Selbstfürsorge betreibe und nicht genügend auf meine Bedürfnisse achte. Das alles konnte ich als HSP ohne Rückzugsmöglichkeit jedoch komplett vergessen. Im Gegenteil, ich bekam direkt Ein- und Durchschlafstörungen sowie Hautprobleme, die ich derart als Stressreaktion bei mir noch nicht kannte.

Als mir dann 2 Wochen lang nachdrücklich der Umzug in ein Einzelzimmer verwehrt und mir von drei Therapeutinnen empfohlen wurde, den Aufenthalt im Doppelzimmer zu nutzen, um mit meiner HS besser zurechtzukommen bzw. mir ein „dickeres Fell“ zuzulegen, begriff ich, dass das Konzept der HS von meinen Therapeutinnen anders verstanden wird, als es gemeinhin in der Psychologie verstanden wird: HS ist nicht behandlungsbedürftig und nicht therapierbar. Und ich kann mir nicht durch das Aushalten von für mich zu vielen Reizen die HS „abtrainieren“ oder mich unempfindsamer machen. Im Gegenteil, die Situation im Doppelzimmer – der fehlende Ort für Ruhe, Rückzug und Regeneration – machte mich kränker als ich vorher war.

Daher zog ich nach 15 Tagen die Reißleine und beendete den Aufenthalt in dieser Klinik. Was ich außerordentlich schade fand, denn ich hatte trotz der kurzen Zeit dort sehr intensive innere Prozesse und Gespräche mit tollen Menschen, mit denen ich sehr gern noch einen Teil des Weges weitergegangen wäre.

Und so endet dieses verflixte 2024 eigentlich genauso wie es angefangen hat: Nicht richtig zu sein an dem Ort, an dem ich mich gerade befinde. Nicht „gesehen“ und verstanden zu werden von Menschen, von denen ich mir eigentlich positiven Input erhofft hatte.

Was mich aber direkt dahin gebracht hat, zu erkennen, wer mich wirklich sieht, wem ich vertrauen und auf wen ich mich emotional verlassen kann. Und dafür bin ich soooo dankbar!!!!

Also her mit dem guten Leben und 2025 🙂


Alles so schön bunt hier

Neue Linse im Auge, neues Sehen – bessere Laune 🙂

Wer hätte das gedacht, dass diese Augen-OP so einen Unterschied in der Stimmung macht! Vielleicht ist es aber auch der B12- und Eisenmangel gewesen, der mich müde und depressiv gemacht hat. Oder alles zusammen: alle blöden Ereignisse in diesem Jahr mit Energiemangel und dieser ständigen Müdigkeit und Erschöpfung. Wer weiß. Ich weiß nur, dass seit der gut und unkompliziert verlaufenen OP meine Laune besser wird.

Zudem hatten Mister T. und ich einen tiefenentspannten Hausboot-Urlaub in Brandenburg. Wir mussten zwischendurch nur ein Mal an Land, um frisches Brot zu besorgen. Ansonsten waren wir ständig auf dem Wasser, auf dem Boot, umgeben von Schwänen, Gänsen und Enten. Und glücklicherweise – dank nahendem Saisonende – wenigen anderen Booten.

Wie herrlich, den lieben langen Tag bei Sonnenschein in der Hängematte rumzubummeln und das Leben einfach so passieren zu lassen. Kein Grübeln, kein Planen – einfach den Augenblick im Hier und Jetzt genießen. Das machen wir jetzt jedes Jahr Ende Oktober: 1 Woche im Osten Hausboot fahren. Nichts bringt mich mehr zur Ruhe und meinen Parasympathikus mehr nach vorn.


Alles auf Anfang?

Sommer, Sonne, Leichtigkeit? Hmmm, nicht so richtig bei mir. Eher mal wieder alles auf links gedreht. So dass ich mal wieder gar nicht so richtig weiß, wie es jetzt weitergeht. Wenn du meinen Blog verfolgst, weißt du, dass das Jahr 2024 direkt mit einem, ja sogar zwei, Paukenschlägen angefangen hat. Und es ging und geht weiter mit den Paukenschlägen :-(.

Seit ich im April eine Grippe (Corona?) hatte, verschlechtert sich quasi täglich mein Sehvermögen, heute habe ich auf dem rechten Auge nur noch 40 %. Vor 2 Wochen waren es noch 70 % … da diagnostizierte meine Augenärztin Grauen Star auf dem rechten Auge. Beim Einholen einer Zweitmeinung wurde letzte Woche auch auf dem linken Auge Grauer Star festgestellt. Klar, man kann heute was machen, operieren, bezahlt die Krankenkasse, dauert 8 Minuten pro Auge und ist doch ein Klacks. Neue Linsen, neues Sehen, alles gut?

Aaaaber was macht das psychisch mit mir? Und inwiefern betrifft es meine Arbeit und Selbstständigkeit? Ganz konkret werde ich nach der 1. OP 4 Wochen wenig arbeiten können … nicht schwer tragen, nicht Auto/Rote Zora fahren, nicht Fahrrad fahren, nicht in den PC schauen, kein Sport … also quasi im November und Dezember kein Geld verdienen können. Und das, nachdem bereits seit Mai meine Yogakurse und -angebote total schwächeln (siehe Eintrag 13. Mai 2024).

Hinzu kam der Paukenschlag, dass mein Steuerberater leider „geschlafen“ hat und meine Einkommensteuer für 2022 und 2023 jetzt erst beim Finanzamt abgegeben hat. Dabei kam heraus, dass ich in den beiden Jahren gut verdient habe. Zu gut. So dass ich nun innerhalb eines Monats seeeeehr viele Steuern nachzahlen musste. Gleichzeitig fiel der gesetzlichen Rentenversicherung auf, dass ich ab einem gewissen Einkommen bei ihr pflichtversichert bin und Beiträge (nach-)zahlen muss. Also auch hier: ein hoher Nachzahlungsbescheid im Briefkasten. Und das alles in einem Jahr, in dem mein Einkommen bisher sehr bescheiden ist.

Wenig Anmeldungen im Sommerkurs, wenig Anmeldungen im Herbstkurs, wenig Anmeldungen im WinterRetreat im Tajet Garden, wenig Anmeldungen online, wenig Anmeldungen im Kurs bei neues lernen. Und noch freie Matten im Kloster. Aber ich kann doch meinen Yogi*nis nicht dauernd mit Werbung für meine Angebote auf den Wecker gehen! Was also tun?

Hinzu kommt, dass der Tajet Garden verkauft wurde und ab kommendem Jahr neue Mietpreise für die Räume gelten. Das bedeutet für mich mehr als eine Verdoppelung der monatlichen Miete! Nicht machbar für mich …

Da fällt mir dann mal wieder das Zitat ein:
„Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“
(wird Andi Brehme zugeschrieben).

Und wie geht es weiter? Auf jeden Fall nicht den Kopf in den Sand stecken, denn das löst auch keine Probleme.

Also werde ich mich wieder „neu erfinden“, neue Ideen kreieren, neue Konzepte entwerfen und schauen, was meine Yogi*nis wollen. Was kommt an? Wie ist gerade der Zeitgeist? Wonach ist das Bedürfnis?

Glücklicherweise habe ich letztes Jahr schon realisiert, dass es einen Bereich meiner Tätigkeit als Yogalehrerin gibt, den ich besonders gern mag, der mir viel Energie gibt und den ich weiter ausbauen möchte: Ich liiiiebe es, Bildungsurlaube zu geben. 5 Tage mit einer Gruppe von meist fremden Menschen zu den Themen Yoga und Glück. Yoga und Selbstfürsorge. Yoga und Burnout-Prävention. (Nicht nur) auf Seiten der Teilnehmenden oft sehr emotional. Erkenntnisreich. Auch lustig. Auch mal traurig. Immer aber sehr entspannt.

Zu all dem, was oben steht, habe ich folgende Ideen gewonnen:
Mehr Bildungsurlaube und weniger eigen-organisierte Kurse anbieten, sondern nur gut besuchte Kurse zum Beispiel im Engelshof oder bei neues lernen weiterlaufen lassen. Vielleicht keinen eigenen Yogaraum mehr mieten, sondern wieder verstärkt Online-Kurse anbieten? Und natürlich meine Praxis für Psychologische Yogatherapie weiter aufbauen.

Ist das eine Lösung? Wir werden sehen …


Was ist nur los mit den Yogi*nis?

In der Pandemie konnte es nicht genug Yoga-Angebote geben … mittlerweile scheint sich niemand mehr festlegen zu wollen. Jeden Donnerstag um 19 Uhr auf die Matte? Och nööö. Bei Urban Sports kann ich spontan entscheiden, ob und was ich machen will. Im Yoga-Studio muss ich mich ja comitten. Ist es das?

Oder wollen alle das „freie“ Leben ohne Corona-Einschränkungen wieder in vollen Zügen leben? Ausgehen, Freund*innen treffen … alles ohne Verpflichtungen? Oder ist es vielleicht doch nur das übliche „Sommerloch“? Oder hat euch der Alltag wieder so im Griff, dass ihr kaum zu Atem kommt, geschwiege denn feste Yoga-Termine wollt? Oder ist Yoga einfach „out“? Und Pilates als Sport wieder „in“?

Aber Yoga ist gar kein Sport, ihr Lieben! Yoga ist eine Lebenseinstellung, die alles umfasst – von Ethik über Ernährung bis zu meinem Verhalten, Denken und Fühlen. Yoga ist die Lösung der Probleme, die durch unsere moderne, hektische, unmenschliche, selbstausbeuterische, stressige, höher-schneller-weiter Lebensweise, die geprägt ist von Selbstoptimierung, erst entstehen.

Und soll ich dir etwas verraten? Du musst dich gar nicht selbst optimieren, du bist gut so wie du bist. Du bist genug! Du bist vielleicht nur ein Mensch, der in den Sog des Zeitgeistes geraten ist, ein bisschen neben der Spur läuft, aber durch Yoga zu sich zurückfinden kann.

Innere Ruhe, Gelassenheit, Präsenz, Ausstrahlung … all das kannst du durch Yoga in deinem Leben erfahren und in dir etablieren. In meinen Kursen lege ich genau darauf wert. Dass du als achtsamer Mensch und nicht als getriebener, selbst optimierter Zombie von der Matte aufstehst und voller Freude nach draußen ins wahre Leben gehst.

Und nicht nur in meinen Kursen, sondern auch in meinen Workshops und Bildungsurlauben ist SELFCARE das vordringlichste Ziel. Wenn du also etwas für dich, deine Seele, dein Mindset (und auch für deinen Körper) tun möchtest, melde dich einfach bei mir. Ich bin bereit :-).


Als ich zum Wiesenhaus zurückzog …

Das Häuschen steht an seinem neuen Platz, fast mein ganzer Besitz ist schon auf der neuen Parzelle, ich habe freie Sicht auf den Rhein, die Eichhörnchen toben über die Wiese, die Sonne scheint … und trotzdem … angekommen bin ICH noch nicht. Diese ganzen Umstände der letzten Wochen haben mich nachhaltig erschüttert. Dieses Gefühl, am Wiesenhaus nicht willkommen zu sein, als Person nicht geschätzt zu werden, ist immer noch da. Nicht nur unterschwellig, sondern ganz präsent. Mit jedem Schritt, den ich hier auf dem Campingplatz mache.

Das bedeutet auch, ich bin leider noch weit weg davon, die Meinung anderer Menschen über mich an mir abprallen zu lassen. Nicht nur zu wissen, dass es die anderen sind, die ihre Probleme und negative Energien auf mich projizieren. Sondern es auch zu fühlen. Mich in mir zuhause zu fühlen und nicht von außen erschüttern zu lassen. Als HSP (hochsensible Person) ist das sehr schwer. Nicht die Emotionen anderer wahr- und aufzunehmen. Nicht die Stimmung meines Gegenübers zu spüren und mich davon abzugrenzen.

Einen passenden kurzen Text dazu fand auf Insta:


ALS ICH MICH SELBST ZU LIEBEN BEGANN …
von Charly Chaplin

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dass alles, was geschieht, richtig ist –
von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: Das nennt man Vertrauen.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnungen für mich sind, nicht gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich: Das nennt man authentisch sein.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen,
und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich: Das nennt man Reife.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben,
und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude macht, was mir wichtig ist,
was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich: Das nennt man Ehrlichkeit.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von Allem,
das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“,
aber heute weiß ich: Das ist Selbstliebe.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt: Das nennt man Demut.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo alles stattfindet.
So lebe ich heute jeden Tag und nenne es Bewusstheit.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
da erkannte ich, dass mich mein Denken armselig und krank machen kann.
Als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner.
Diese Verbindung nenne ich heute Herzensweisheit.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich: Das ist das Leben!


Herausforderungen

Puh, was für ein Start ins Jahr! Obwohl ich keine Angst vor Herausforderungen habe, die das Leben so mit sich bringt, hat es mich dieses Jahr in den ersten 3 Wochen schon ganz schön durchgeschüttelt. Aber nun scheinen sich langsam die Wogen zu glätten und der Seegang etwas sanfter zu werden …

Dank Mister T.s von mir sehr bewunderten und geliebten sozialen Fähigkeiten hat sich das Wiesenhaus es noch einmal überlegt und so darf ich am 1. März mit meinem Häuschen „Nirvana“ dorthin zurückziehen. Nicht auf meine alte geliebte Parzelle mit direktem Rheinblick :-(, aber auf einen anderen Platz, den ich mir/wir uns natürlich auch schön machen werde/n. 🙂 Bis dahin dürfen wir 3 Nachbarinnen noch den Hochwasserausweichplatz am Engelshof nutzen … so dass sich jetzt in diesem Punkt zeitlich alles wunderbar fügt. Puh.

Diese ersten 2 Wochen und die darauffolgende Zeit der Ungewissheit plus meine Erschöpfung durch ein Zuviel an Arbeit im letzten Jahr mündeten dann letztes Wochenende selbstverständlich in einer richtig fetten Erkältung/Grippe mit Fieber, Husten, Schnupfen, Halsweh und dickem Kopf. Da half nur noch: Ab ins Bett.

Nun beginnt aber langsam der Reinigungsprozess, körperlich, gedanklich, emotional. Der zähe Erkältungsschleim löst sich, Grübelschleifen sind ausgegrübelt, meine Gedanken richten sich nach vorn, und auch meine Wut und Enttäuschung über die mir widerfahrenen „Ungerechtigkeiten“ haben sich gelegt. Um ganz loslassen zu können, braucht es aber wahrscheinlich noch ein paar Metta-Meditationen. 😉

Wie schrieb ich letzte Woche schon: Es ist eben ein harter Weg bis zur Erleuchtung. 😉


14. Januar 2024

2024 … stellt in den ersten 2 Wochen alles auf den Kopf

Es hätte alles so schön sein können! Und dann kam alles anders. Nach einem sehr entspannten schönen, aber leider Hundehaarallergie geplagten, Jahreswechsel mit Freund*innen in Belgien stand endlich mein lange geplanter Gastlehrerinnen-Aufenthalt im Kubatzki in St. Peter-Ording an – yeah! Wie sehr habe ich darauf gefreut! 8 Tage am Meer, in einem wunderschönen Yogahotel, geschmackvoll eingerichtet, mit wahnsinnig netten Mitarbeiter*innen und großem Yogaangebot.
2 x täglich sollte ich dort Yoga unterrichten, den Rest der Zeit wollte ich mit Spaziergängen am Meer, Schlemmen und in den hoch gelobten Yogaeinheiten der Hotelbesitzerin verbringen … so sollte mein Jahr beginnen.

So weit, so gut. Nach 4 Tagen bekomme ich beim Frühstück einen Anruf über das Hoteltelefon, die Chefin ist dran. Gibt mir zu verstehen, dass meine Zeit als Gastlehrerin jetzt vorbei ist, da sie nun festgestellt hat, dass mein Yogaunterricht nicht zum Stil des Hauses passt. Häh????

Sie entschuldigt sich bei mir, das nicht vorher gecheckt zu haben, und lädt Mister T. und mich ein, bis zum Ende der geplanten Zeit zu bleiben und als Urlaub zu genießen. Okeee …. seltsam, habe ich doch sehr gute Rückmeldungen von den Teilnehmenden erhalten und am Ende meiner Unterrichtsstunden in glückliche, entspannte Gesichter geschaut. Hmmmm ….

Nun ja, auch in der Yogawelt geht es nicht nur um Luft und Liebe. Es geht auch um Business und Geld, aber auch um Ansehen, persönliche Befindlichkeiten und Bedürfnisse, Macht, Neid, Missgunst … alle menschlichen Eigenschaften – negative wie positive – zeigen sich auch hier. Bei jeder*m. Auf die ein oder andere Art. Es ist eben ein harter Weg bis zur Erleuchtung. 😉

Zum Glück war Mister T. bei mir, er war wie immer mein wertvoller Spiegel und Sparringspartner bei der Reflexion und gedanklichen Aufarbeitung des Geschehenen. Und so verbrachten wir die verbleibenden Tage in St. Peter-Ording mit tiefgründigen Gesprächen und langen Spaziergängen.

Als wir dann bei unserer Rückreise am Hamburger Bahnhof auf unseren Zug warten, klingelt mein Telefon – Anrufer anonym. Gehe ich normalerweise gar nicht dran, ist meistens ein Werbeanruf. Bin aber doch drangegangen, meine Intuition sagte mir, es könnte wichtig sein. Und es war wichtig!

Es war nämlich die Verwaltung des Wiesenhauses, die mir kurz und bündig sagte, ich sei – mit meinem Häuschen – nicht mehr erwünscht am Wiesenhaus und man möchte mir meine Parzelle kündigen. Normalerweise hätte ich 1 Monat Kündigungsfrist, sie möchten aber einen Aufhebungsvertrag mit mir machen. BÄMM!

Moment mal, WHAT???? Ihr kündigt mir so nebenbei mein Zuhause? Im vollen Wissen, dass es in Kölner Nähe keinen weiteren Platz gibt, an dem ich legal mein Häuschen bewohnen darf? Ohne vorheriges Gespräch? Ohne Ankündigung? Ohne wirklich nachvollziehbare Gründe? Einfach so?????? Was für ein Schock!

Und nun? Wie geht es weiter?

Zum Glück gibt es Menschen, die hilfsbereit sind, freundlich und empathisch. Und die es gut mit mir meinen. So zum Beispiel die Menschen vom Engelshof. Die mir und 2 Nachbarinnen seit Mitte Dezember auf ihrem Grundstück Asyl für die Hochwasserzeit gewähren. Was für ein Glück!!!!

Aber es bleibt spannend! Denn auch, wenn ich im Moment ein Plätzchen zum Wohnen habe, was passiert danach? Wo geht es dann hin? Und: Was hält 2024 noch alles für mich bereit????


Vieles neu macht der … August

Meinen Newsletter-Abonnent*innen muss ich gar nichts mehr berichten, aber da sich gerade in meinem Yogaleben wieder viel tut, soll dies auch Platz in meinem Blog finden :-).

Ab August habe ich ein neues YogaZuhause: der Tajet Garden in Köln-Bayenthal! Im großen Studio wird zukünftig dienstags von 18.30 Uhr bis 19.45 Uhr CHILL OUT YOGA stattfinden. Eine Mischung aus sanftem Hatha und regenerativem Yin Yoga. Mit Pranayama zu Beginn und Meditation am Ende. Und ich durfte sogar schon im Juli zwei Kennenlernstunden anbieten und geben, für die, die mich und/oder den Raum noch nicht kennen und mal reinschnuppern möchten, ob der Kurs etwas für sie ist.

Und da das Studio ziemlich groß ist und Platz für einige Matten bietet, muss man zukünftig keinen ganzen Kurs mehr buchen, sondern kann auch die Möglichkeit zum Drop In nutzen. Einfach kurz vorher eine SMS an mich und dann vor Ort den Drop-In-Betrag an mich bezahlen. So einfach kann es sein!

Außerdem hat meine Fortbildung in Psychologischer Yogatherapie begonnen: Ich durfte ein wundervolles Wochenende lang viel über die Mythologie der indischen Gött*innen erfahren. Für welches Thema welche Gottheit steht. Welche Asanas besonders gut wirken, um das entsprechende Thema zu bearbeiten. Und wie ich das in Einzelsessions nutzen kann. Es macht mir immer wieder Spaß, etwas Neues zu lernen!

Und es gibt noch eine Neuigkeit: Ich biete ab August auch in Porz – in den neuen Räumen von PhysiomediYogaEinzelsessions an: CareYoga, um sich selbst etwas Gutes zu tun, und Psychologische Yogatherapie, um die Selbstheilungskräfte zu aktivieren und das Wohlbefinden zu stärken.


4. März 2023

Yoga-Bildungsurlaub macht glücklich

Und schon wieder ist eine Woche Bildungsurlaub bei neues lernen zu Ende gegangen … diese intensive Woche geht einfach immer unheimlich schnell vorbei. Muss mich die Gruppe am Montag immer erst erst einmal kennenlernen und ich mir die unbekannten Gesichter und zugehörige Namen merken, ist es am Freitag jedes Mal ein bisschen traurig, wenn wir uns nachmittags nach der gemeinsamen Woche voneinander verabschieden. Haben wir doch einige sehr private Gespräche geführt, Gedanken und Gefühle geteilt und eine Vertrauensbasis aufgebaut, die mich oft sehr berührt. Und vor allem sehr glücklich macht!

Und wie schön ist es erst, wenn ich einige der Teilnehmenden dann in einer meiner anderen Veranstaltungen wiedersehe und so ein bisschen mitbekomme, wie Erkenntnisse aus dem Bildungsurlaub in den Alltag mitgenommen und gelebt werden.

Obwohl ich nie niemals Lehrerin werden wollte … Bildungsurlaub zu geben macht mich sehr glücklich! Und ich danke allen Teilnehmenden für ihre tollen und wertvollen Rückmeldungen dazu! DANKE!


16. Februar 2023

C. G. Jung, ein wunderbarer Urlaub und die rote Zora

Weiberfastnacht 2023 – gibt es einen besseren Tag, um wieder mit dem Bloggen zu beginnen? Ich finde: nein ;-).

Viel ist passiert in 2022. So viel, dass ich zu gestresst war, um irgendetwas zu schreiben. Um in Ruhe denken zu können. Um zur Ruhe zu kommen. 12 Stunden pro Woche bei der C.G. Jung-Gesellschaft „aufräumen“, in der übrigen Zeit Yogakurse durchführen, Workshops und Retreats planen. Da blieb weder für mich, noch für Freund*innen und erst recht nicht für die Nachbar*innen-Community Zeit. Das wird sich dieses Jahr wieder ändern, versprochen!

Ich habe nämlich kurz vor Weihnachten die Reißleine gezogen und zu Ende Januar die Jung-Gesellschaft verlassen. Als Mitarbeiterin und als Mitglied. Denn unter der aktuellen „Führung“ – die keine ist – kann und will ich nicht arbeiten. Wollte ich noch nie. Fremdbestimmt sein. Mir von unreflektierten Menschen unsinnige Arbeitsaufträge erteilen lassen. Oder daran gehindert werden, meine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen auszuführen. Nö, danke, reicht (mal wieder).

Nun sitze ich in meinem „Nirvana“, Blick auf den Rhein, und genieße meine wieder gewonnene Unabhängigkeit und Freiheit. Und rechne gleichzeitig sorgenvoll vor mich hin, ob alle meine Yogaaktivitäten ausreichen, um alle meine Lebens-Kosten zu decken. Denn auch Yogalehrende können leider nicht nur von Luft und Liebe leben. Schade eigentlich. 😉

Um aber überhaupt erst einmal wieder zu mir zu kommen, haben Mister T. und ich uns einen wunderbaren langen Urlaub auf La Gomera gegönnt. 3 Wochen Sonne, Wärme, entspannte Menschen, das Meer … herrlisch! Und erst unsere Unterkünfte!

Woche 1:

Leben auf dem Wasser in der Marina von San Sebastian.
Entspannung pur. Neue Asana: „Das Faultier“

Woche 2:

VanLife: Frühstück am Meer.
Kochen im Camper

Woche 3:

Chillen und Lesen auf der Finca Argayall.
Tiefenentspannt.

Was ich völlig „vergessen“ hatte, als ich den Urlaub gebucht habe: Ich wohne mittlerweile auf einem Campingplatz, der bei Hochwasser geräumt werden muss. Und wann ist traditionell Hochwasserzeit in Köln? Richtig! Dezember bis Februar. Oh man, und wir tausende Kilometer weit weg.

Also musste ich alles für den Notfall vorbereiten: Meinen lieben Bruder und meinen genauso lieben Cousin in die Besonderheiten eines Tiny Houses bei Hochwasser einweisen. Und alles abfahrbereit verpacken und festschnallen im Haus. Damit beim Wegziehen nix kaputt geht.

Abfahrbereit.

Zum Glück ist der Rhein diesen Winter bisher brav in seinem Bett geblieben, auch wenn der Pegel zwischenzeitlich bis auf 7 Meter anstieg. Geräumt werden musste nicht. Nirvana konnte also während unseres Urlaubs stehen bleiben … puh!


Da ich seit meinem Roller-Unfall mit meinen Mobilitätskonzept sehr gehadert habe, habe ich mir dann im Oktober etwas Neues einfallen lassen: ein elektrischen Kabinenroller mit Höchstgeschwindigkeit 45 km/h auf 4 Rädern! Die optimale Lösung für mich! Schnell genug für die Stadt, Umfallen nicht möglich, regensicher und mehr Transportmöglichkeiten für alle Yogasachen. Und: nicht teuer in der Anschaffung und der Versicherung, weil kleines Mopednummernschild. Und weil meine liebe Kollegin von neues lernen so sehr von ihrem Elektrofrosch geschwärmt hat, habe ich mir einen angeschaut, den ich direkt kaufen konnte.

Angeschaut, Probe gefahren, gekauft: Meine „rote Zora“.

Und nach einigen Startschwierigkeiten und Kinderkrankheiten fährt sie mittlerweile wunderbar und bringt mich überall in Köln hin.

Passenderweise habe ich dann auch einen Käufer für den Raimund gefunden und konnte den endlich weiterziehen lassen. Mobilitätsproblem gelöst!

Die rote Zora zuhause

2. November 2022

In meinem wilden Herzen


5. August 2022

1 Jahr Nirvana

365 Tage leben im Strandhäuschen, auf 15 Quadratmetern, mit allen Konsequenzen. Und ich liiiiebe es! Mister T. hat passend dazu letzte Arbeiten fertiggestellt, nun gibt es auch Türen vor meinen Küchenschränken. 😍


25. Juli 2022

Augen zu und tanzen

Endlich Katzensprung! Vor 2 Jahren habe ich schon die Tickets gekauft, nun fand es endlich statt. Ein kleines, feines Festival mit etwa 350 Teilnehmenden. Nicht im Sauerland, sondern in der Eifel, an einem neuen Ort. Wunderschön. Mit zelten bei Superwetter. Und dazu laute Elektro-Mukke von mittags bis morgens und tanzen, tanzen, tanzen. Ab und zu schlafen und essen. Und natürlich chillen. 😉 Und viel tanzen. Endlich mal wieder!

Sehr lustig war, dass meine Freundin Alina und ich fast die ältesten Teilnehmenden waren. Das Durchschnittsalter lag bei etwa 30, würde ich schätzen. Wir waren also sozusagen die Muttis der Meute. Oder eben: die wahren Techno Natives, anstatt Digital Natives, wie die anderen. Und nach einem Tag kannte uns jede*r. Nicht nur, weil wir unser Zelt im Dunkeln aufgebaut haben und es quasi mit 3 Heringen halten musste (der Rest der Heringe ist in der Dunkelheit verschwunden und erst beim Abbau wieder aufgetaucht), es also das windschiefste und coolste Zelt des ganzen Platzes war. Sondern auch, weil Alina sich als Partyanimal entpuppte. Und auch ich brauchte – nachdem unser Zelt um 12 Uhr nachts endlich „stand“ – ein paar Gin Tonics … und dann ging die Luzzi und alle hatten Megaspaß!

Es war richtig nice und nächstes Jahr bin ich wieder dabei! Wer noch?


30. Juni 2022

Abschied. Immer wieder Abschied.

Die Ereignisse überschlagen sich schon wieder … beim kurzen Umparken unseres süßen kleinen Autos „Diego“ ist es leider kaputt gegangen, die Steuerkette hat den Motor geschrottet! 🙁
Die Reparatur voraussichtlich so teuer, dass Mister T. und ich beschlossen haben, es nicht reparieren zu lassen, sondern zu verkaufen und erst einmal ohne Auto zu sein. Denn: Wer braucht schon ein Auto in der Großstadt? Aber: Erst einmal? Oder: Bewusst ab jetzt ohne? Aus Klimaschutz-Gründen. Aus Minimalismus-Gründen. Natürlich ist es bequemer, mit dem Auto einkaufen zu fahren, und als Yoga-Nomadin, die immer zu den Yogastunden unterwegs ist, werden die Strecken ohne Auto eine logistische Herausforderung. Aaaaber, ich bin sicher, wir schaffen das. Außerdem gibt es ja noch Raimund, meinen Elektro-Roller, der seit dem Unfall nach wie vor nicht richtig toll fährt, aber eben doch fährt und mich von Poll bis in die Südstadt oder Innenstadt bringt. Das muss erst einmal reichen.

Tschüß Diego, du – bis hierhin – zuverlässiger Freund!

19. Juni 2022

Arbeit, Urlaub und ein bisschen Heimweh

Ups, zwei Monate nichts geschrieben … aber es war so viel los hier, dass ich einfach keine Zeit gefunden habe.

Zum einen musste ich ja das Chaos, das meine ehemalige Kollegin und meine „Nachfolgerin“ in der Geschäftsstelle der Jung-Gesellschaft hinterlassen hatten, noch weiter sichten, sortieren, aufräumen, entrümpeln etcpp. Das nahm viel Zeit und Nerven in Anspruch. Zudem lief ja der Geschäftsstellenbetrieb ganz normal weiter, mit allen Anfragen und Wünschen von Mitgliedern und Interessierten, die beantwortet werden mussten.

Zum anderen gab und gibt es Yoga-Kurse, die nachgeholt, vorbereitet und durchgeführt werden woll(t)en, wie zum Beispiel ein tolles Yoga-Picknick im Volksgarten am 7. Mai, das ich meinem Yogi*nis als Ausgleich zu entfallenen Kurs-Stunden wegen meiner zweiten Covid-Erkrankung angeboten hatte.

Und endlich, endlich wurden das von mir bereits 2019 gebuchte Yoga-Retreat Sonar & Ease sowie das Kieler Yoga-Festival nachgeholt. Zwei Wochen entspannen, selbst Yoga unter Anleitung praktizieren, neue Ideen und Inspirationen sammeln, liebe Menschen treffen und kennenlernen und – nicht zuletzt – am Meer sein! Mit Sonne im Gesicht, Wind in den Haaren und Sand zwischen den Zehen :-). Großartig!

Ende Mai ging es los an die Nordsee nach Krummendeich, in das ganz gemütliche Reetdach-Seminarhaus Pegasus zu fünf Tagen Yin-Yoga, Kirtan, Meditation, Klangschalen-Reise und noch einiges mehr. Mit dem leckeren vegetarisch-veganem Essen und viel Schlaf war das Retreat genau das, was ich gebraucht hatte, um mal wieder „runterzukommen“, bei mir anzukommen, in mir zu ruhen und entspannt zu sein. Es war herrlich!

Anschließend bin ich direkt nach Eckernförde gefahren und habe dort entspannte Pfingststage mit Mister T. in einem wunderschönen Apartment verbracht. Es war nicht ganz so strandnah, wie erhofft, aber nah genug. Vier Tage ausschlafen, spazieren gehen, am Strand rumhängen, gut essen und viel gemeinsame Zeit! Sehr schön!

Am anschließenden Wochenende fand dann das Yoga-Festival statt. Ausnahmsweise am Südstrand von Eckernförde und nicht in Kiel, da dort die Unterkünfte renoviert wurden. Dafür gab es in Eckernförde Komfortzelte, in denen Teilnehmende übernachten konnten. Meines habe ich mit der sehr sehr netten Gaby geteilt und – so viel wahr uns beiden sehr schnell klar – das wird bestimmt nicht letzte Mal gewesen sein, dass wir uns getroffen haben. 🙂

Auf dem Festival gab es wahnsinnig viele unterschiedliche Angebote, nicht nur an Yoga-Stilen, auch Kakao-Zeremonien, Tanzen, Konzerte, Theorie-Workshops … quasi alles, was das Yogi*ni-Herz begehrt. Ganz besonders im Gedächtnis wird mir die Yoga-Session mit Kosta bleiben. Kundalini Yoga at its best! So sehr ich auch Hatha und Yin mittlerweile liebe, so sehr fehlt mir ab und zu Kundalini Yoga. Mit seiner ganzen Energie, die mir durch und durch gute Laune macht und mein Herz zum Jubeln bringt.

Angefüllt mit vielen schönen Erlebnissen und weitem Herzen bin ich nun also schon wieder in Köln zurück und versuche, die Gelassenheit so lange wie möglich mit in meinen Alltag zu nehmen. Und anstatt Fernweh, wie üblich, hatte ich am Ende des Urlaubs sogar ein bisschen Heimweh nach meinem Strandhäuschen Nirvana. Wie schön es doch auch hier ist, in meinem Häuschen mit Blick auf den Rhein!


8. April 2022

Welcome in der dritten Quarantäne

So, Loide, dieses Mal haben Mister T. und ich es wenigstens geschafft, uns gleichzeitig ein zweites Mal mit Covid-19 anzustecken und in Quarantäne zu müssen. Unsere dritte gemeinsame Quarantäne. Erst ich krank, dann er, jetzt beide.

Also mal wieder ein paar Sachen gepackt, Nirvana aufgeräumt und gesichert und ab nach Aachen. Der Luxus einer Wassertoilette direkt am Schlafzimmer und einer Dusche mit quasi unbegrenzt Wasser, das man anschließend nicht zum Abwasserabfluss schleppen muss, ist doch nicht zu unterschätzen. Besonders wenn es einen wirklich mit Symptomen erwischt hat. Nicht wie letztes Mal. Da habe ich quasi gar nichts gemerkt. Anderthalb Tage Hals- und etwas Kopfweh und dann 10 Tage durchgeschlafen.

Dieses Mal dagegen einigermaßen volles Programm. Beginnend mit Halsweh und weiter mit sehr unangenehmem Kopfweh mit Schädelschmerzen, Nackenschmerzen, Fieber und einer richtigen Bronchitis, die ganz fest in der Lunge sitzt, war das schon echtes Kranksein. Und währenddessen waren alle Schnelltests negativ. Die zuhause und die Bürgertests. Kam mir schon komisch vor.

Als nach einer Woche die Symptome abklangen, war der erste Schnelltest positiv. Und der PCR-Test dann auch. Dooferweise jetzt erst schmecke ich nichts mehr und auch mein Geruchssinn lässt sehr zu wünschen übrig. Beim Geschmackstest heute Morgen beim Frühstück bin ich glatt durchgefallen. Nur anhand der Konsistenz konnte ich Frischkäse von Hummus unterscheiden. Und so liege ich nun gemütlich noch etwas angeschlagen, müde und mit ein bisschen Bronchitis neben Mister T. auf der Couch und versuche, auch diese Quarantäne zu verschlafen.


7. April 2022

Stürmisch


27. März 2022

37 Jahre

ist es heute her, dass mein Vater gestorben ist. Innerhalb kürzester Zeit, ohne Vorwarnung. Na ja, er hatte sich 2 Jahre zuvor einer Herz-OP unterziehen müssen, aber gerade, als alles auf dem Weg der Besserung schien, reißt ihn eine Hirnblutung mit gerade mal 48 Jahren aus dem Leben. Ich war 16 zu dem Zeitpunkt. Ein Schock, den ich lange nicht verdaut habe. Sehr lange habe ich in meinen Träumen mit meinem Vater geredet. Ihn um Rat gefragt. Und war immer wieder erstaunt, dass er noch mit mir kommunizieren kann, obwohl er doch tot und begraben war.

Ich denke, wir hatten uns noch viel zu sagen. Und so hat er mich weiter auf meinem Lebensweg begleitet. Dafür bin ich sehr dankbar.

Aber heute bin ich auch ein bisschen traurig … gern würde ich ihn nochmal in den Arm nehmen und fest drücken (auch wenn er das gar nicht so mochte), aber das ist und bleibt ein unerfüllbarer Wunsch.

… für immer, deine Tochter.


30. Januar 2022

Ruhe

Mister T. ist wieder fleißig! Gestern und heute bringt er probeweise Türen an den Schränken an … und auf einmal sieht die Küche aus wie eine richtige Küche und die Kleiderschränke sind geschlossen. Sieht super aus! Und bringt mehr Ruhe ins Nirvana. Es ist nicht mehr so viel Kleinkram zu sehen. Das wiederum bringt Ruhe in meinen Kopf und mein Herz.
Aber Fotos gibt es erst, wenn sie auch gestrichen sind. Die Küchenfronten anthrazitfarben, die Kleiderschränke hellgrau. So wird das kleine Strandhaus nach und nach langsam fertig … wie schön!


11. Januar 2022

Yogischer Gleichmut

Nach einer entspannten, aber leider viel zu kurzen Urlaubswoche zwischen den Jahren kam letzte Woche das Wasser schon wieder verdächtig nah an die Parzelle – Pegelstand: 7 Meter, Spazierweg direkt vor dem Wiesenhaus abgesperrt und teilweise überflutet. Räumen laut Stadt ab 6,70 m. Aber alle waren gnädig – bis jetzt: Der Rhein sinkt schon wieder und die Stadt hat erlaubt, dass wir auf unserem Campingplatz bleiben. Nichtsdestotrotz müssen wir uns jetzt mal wieder kümmern: Wer zieht unsere Häuser von den Parzellen? Wohin überhaupt? Gibt es dort Wasser und Strom? Was kostet das Rausziehen, ein Dusch- und Toilettenwagen und ein Notstromaggregat?

Außerdem ging es ja am 3.1.22 wieder in der Geschäftsstelle der Jung-Gesellschaft Köln los. Wie erwartet, ist in meiner einjährigen Abwesenheit anscheinend einiges passiert und anders gelaufen, so dass ich mich erst einmal wieder reindenken, alles neu strukturieren und im laufenden Semester ankommen muss.

Letzten Freitag war ich dann schon wieder so bedient, dass ich kurz davor war, alles wieder abzusagen. Meine Exkollegin versucht mich noch auf den letzten Metern ihrer offiziellen Tätigkeit für die Gesellschaft zu ärgern, was ihr leider auch gelungen ist. Da half auch kein mehrmaliges tiefes Durchatmen im ersten Moment. Zum Glück bekam ich dieses Mal Unterstützung von meiner Chefin, so dass dieses unerfreuliche Thema mit der Exkollegin geklärt und (hoffentlich) beendet ist.

Dieses Ereignis zeigte mir mal wieder, wie schnell ich selbst nicht mehr „gleichmütig“, sondern von meinen Emotionen gesteuert bin. Wie viel ich noch lernen darf, um den yogischen Gleichmut in mein tägliches Leben zu integrieren.

Freitag geht es übrigens mit der offenen Meditation (aber nur online) weiter – eine gute Gelegenheit, weiter zu üben!

Willkommen 2022

22. Dezember 2021

Tschüß 2021


Es kommt eine Zeit im Leben, da bleibt einem nichts anderes übrig,
als seinen eigenen Weg zu gehen.
Eine Zeit, in der man die eigenen Träume verwirklichen muss.
Eine Zeit, in der man endlich für die eigenen Überzeugungen eintreten muss.

(Sergio Bambaren)

Ich glaube, diese Zeit begann bei mir mit meiner Geburt …


Weisheit heißt erkennen, dass ich nichts bin,
Liebe heißt erkennen, dass ich alles bin,
und zwischen beiden bewegt sich das Leben.

(Nisargadatta Maharaj)


2. Dezember 2021

Yoga oder Lotta Leben?

Vielleicht sollte ich meinen Blog umbenennen … obwohl, es gab viel Arbeit in der letzten Zeit. Sogar etwas zu viel. Viel Organisatorisches, weil ein neues Jahr und neue Kurse beginnen, weil ich mir für 2022 einiges habe einfallen lassen … an Workshops, Intensivwochenende in der Eifel, Yoga mit Klangreise und Tanz … und nicht zuletzt wegen Corona, das uns einfach nicht los lässt.

Um etwas mehr Ruhe in mein Leben zu bringen, habe ich mich entschlossen, ein paar Yogakurse an liebe Kolleg*innen abzugeben und den Dezember möglichst frei zu nehmen. Und schon am 2. Tag habe ich das Gefühl, zu verlottern: Hab lange geschlafen, sitze in gemütlichen Klamotten im Nirvana und daddel ein wenig vor mich hin. Daher zurzeit eher Lotter-(Lotta-)Leben als Yoga Leben ;-).

Frage: Wie bringt man eine Bibliothek in einem Tiny House unter?
Antwort: Gar nicht. Man verschenkt den größten Teil seiner Bücher.

Der Herbst ist auch hier auf dem Platz mit voller Wucht angekommen, dazu werden Stromleitungen neu verlegt. Dementsprechend nass und matschig ist es hier:

Aaaaber, es gibt auch eine umwerfende Neuigkeit: Die C.G. Jung-Gesellschaft hat mich vorletzte Woche angerufen und gefragt, ob ich nicht zurückkommen möchte! Als Leiterin der Geschäftsstelle mit mehr Gehalt und mehr Urlaub. Tschakka! Jawohl, ich bin dabei. Im Januar geht’s los :-).

So wird 2022 natürlich nicht ruhiger, aber (hoffentlich) durchstrukturierter … tagsüber arbeite ich an 3 Tagen in der Geschäftsstelle, abends gebe ich meine Yogakurse und an manchen Wochenenden Workshops etc. Sieht ganz so aus, als ob dieses anstrengende Jahr doch noch ein gutes Ende findet … ich hoffe.


1. November 2021

Saisonende und Kürbisfest in der Südkurve

Endlich ist die Saison zuende, die Camper aus den ersten beiden Reihen haben ihre Saisonplätze geräumt und der Blick auf den Rhein ist wieder frei und traumhaft. Wir haben den Platz wieder für uns, und das ist gut so.

Grund genug, das ganze Wochenende zu feiern. Erst auf der Talseite des Platzes, Saisonende an der langen Tafel mit leckeren Kleinigkeiten und kalten Getränken. Gestern Abend dann bei uns auf der Bergseite mit Kürbissuppe und Glühwein. Und den nettesten Nachbar*innen der Welt!

So langsam neigt sich dieses total verkorkste Jahr dem Ende zu. Und auch das ist gut so!

Ab nun mache ich es mir in meinem Häuschen gemütlich und freue mich darauf, dass hier mehr Ruhe und noch mehr Miteinander einkehrt.


30. September 2021

Herbst bedeutet Loslassen

Langsam wird es frisch draußen, die Blätter werden bunt, die OutdoorSaison neigt sich dem Ende zu. Gestern hatte ich das erste Mal meine Heizung im Tiny House an … hat sehr gut funktioniert. 🙂 Mein Meditationsplatz ist genau vor einem Auslass, aus dem die warme Luft rauspustet, hat Mister T. mal wieder alles richtig gemacht!

Eventuell verlege ich das Yoga von der Wiese sonntags ins Wiesenhaus Café, mal sehen, ob das Management hier die Genehmigung erteilt. Ansonsten häufen sich gerade die Anfragen nach Yogaunterricht in Präsenz und einige meiner Kurse sind bis Ende des Jahres schon ausgebucht. Waaaaahnsinn!

Wer hätte gedacht, dass ich so schnell nach Aufgabe meines Nebenjobs, der zumindest meine Miete bezahlt hat, ausschließlich von den Yogakursen leben kann … gerade mal 9 Monate und es läuft wie „geschnitten Brot“. Ich bin so dankbar dafür! So hat sich die zweite Jahreshälfte bisher doch noch zum Guten gewendet …

Und, um mal einen Bezug zur Überschrift herzustellen: Morgen bin ich mit meinem erwachsenen Sohn zum gemeinsamen Frühstück verabredet. Wie schön! Endlich kann ich das schreiben … mit meinem Sohn verabredet. Denn: Wir wohnen ja nicht mehr zusammen. Mein Sohn hat sein eigenes Leben mittlerweile. Studiert. Geht arbeiten. Geht feiern. Versorgt sich selbst und ist überhaupt ganz erwachsen. Und baut auch mal Scheiße, wie das mit 19 eben so ist. Dann kommt er ganz kleinlaut zu mir und muss mir was erzählen. Und ich bin froh und sowas von dankbar, dass wir ein so gutes Vertrauensverhältnis haben, dass er mir beichtet, wenn er Mist gemacht hat. Und genau so froh bin ich, dass der Mist, den er bisher gebeichtet hat, so harmlos ist, dass niemand zu Schaden gekommen ist.

Und so bin ich doch noch Mama und halte eine schützende Hand über ihn, höre zu und tröste auch mal. Andererseits weiß ich die meiste Zeit nicht, was er so treibt, wo er ist, mit wem, und muss ihn loslassen. Laufen lassen. Sein eigenes Glück suchen. Und das fällt mir schwerer als ich dachte.

Neophyta von Thomas D.

Geh raus, geh spielen, es wartet eine Welt auf dich
Eine von vielen und einigen gefällt sie nicht
Lern sie zu lieben und verstell dich nicht
Das Leben ist endlich und sterben ist erblich
Eins noch bevor du gehst, bevor ich dich wiederseh‘

Wenn du dann wieder hier stehst
Vielleicht um Jahre gereift und um Erfahrungen reicher
Vielleicht grade nicht weißt, wie geht’s von hier weiter
War nicht immer die Zeit, es dir passend zu geben
Und es passt mit der Zeit immer mehr nicht ins Leben

Doch du warst mal viel kleiner und da war dir klar
Es gab keinen Tag, der nicht deiner war
Wie fühlst du dich jetzt? Und wie viele Tage
Hast du dich widersetzt? Stelltest alles in Frage?
Warst gefangen in ’nem Netz, das ich aufgestellt
Um dich zu fangen als dein Held, falls du fällst

Meine Art dich zu halten war geliehenes Glück
Meine Angst dich zu verlieren nur ihr Gegenstück
Nun hab ich eingesehn, eh dich meine Liebe erdrückt
Musst du gehen und bitte sieh nicht zurück

Du bist allein in deinem Kopf und dein Herz klopft
Und hält dich am Leben
Und nun steh auf, geh raus, geh spielen und lauf
Deinem Traum entgegen

Du bist frei und weißt, dass es hier immer ein Zimmer gibt
Auch wenn du überall mal richtig und sicher liegst
Nur für den Fall, wenn es mal keinen Hoffnungsschimmer gibt
Hier ist jemand, der dich immer liebt

Und wenn die Welt mal wieder schwer auf deinen Schultern liegt
Dein Leben leer dich nur nach unten zieht
Wenn dir mal alles um die Ohren fliegt
Erinner‘ dich, dass niemand hier verloren ist
Und du aus Liebe geboren bist

Lass dir nicht erzählen, du hältst die Schmerzen nicht aus
Wähle deine Wege aus dem Herzen heraus
Behalte dein Staunen und deine großen Augen
Das Leben ist zu kurz, um nicht an Wunder zu glauben

Ich bin immer im Dilemma, weil es nie vorbei ist
Denn ich will dich beschützen und ich will, dass du frei bist
Ja, ich würde für dich sterben jeden Augenblick
Doch jetzt bitt‘ ich dich, geh und schau nicht zurück

Du bist allein in deinem Kopf und dein Herz klopft
Und hält dich am Leben
Und nun steh auf, geh raus, geh spielen und lauf
Deinem Traum entgegen

Geh spielen, es wartet eine Welt auf dich
Eine von vielen und einigen gefällt sie nicht
Lern sie zu lieben und verstell dich nicht
Das Leben ist endlich, sterben ist erblich

Zeit ist begrenzt und ich schreib dir die Zeilen
Um bei dir zu bleiben, wenn unsere Wege sich teilen
Du warst ein Leben lang ein Geschenk für mich
Vielen Dank, ich denk an dich

Du bist allein in deinem Kopf und dein Herz klopft
Und hält dich am Leben
Und nun steh auf, geh raus, geh spielen und lauf
Deinem Traum entgegen

Und heute Abend geh ich zum Yin Yoga, um weiter das Loslassen zu üben.


20. September 2021

Mein neues altes Mobilitätskonzept

Also, ganz ehrlich? Ich hasse Fahrrad fahren. Diese Strampelei berghoch, dieses Schwitzen immer … dat is nix für mich. Eigentlich hassen Yogis ja nicht, sie nehmen alles mit Gleichmut und heiterer Gelassenheit. Versuche ich auch. Aber bei Fahrrad fahren hört bei mir der Spaß auf. Seit meinem Rollerunfall ist aber mein ganzes schönes Mobilitätskonzept für meinen neuen Wohnsitz dahin. Ohne Roller fahren wenig Mobilität. Und Auto fahren in der Stadt ist KEINE Alternative. Aber Fahrrad fahren eben auch nicht. Also, Angst überwinden und wieder auf den Raimund drauf. Den wollte sowieso keiner kaufen, so oft, wie ich den inseriert habe und keine einzige Anfrage erhalten. Vielleicht „soll/will“ er ja noch ein bisschen bei mir bleiben? Damit ich meine Angst überwinde?

Hab ich gestern schon zur Probe getan, einmal bis zur Unfallstelle und zurück gefahren. Heute gleich zum Termin auf die andere Rheinseite. Hat ganz gut geklappt. Nur die Kurven stressen. Aber mit dem neuen schicken Helm fühle ich mich ganz sicher. Nun mal schauen, wie es im Winter so weitergeht mit meinem Mobilitätskonzept.

So ganz geheuer ist mir der Raimund noch nicht wieder …

Yoga am Vormittag auf dem Campingplatz nebenan

Heute habe ich das erste Mal Yoga auf dem Campingplatz nebenan angeboten. Der, auf dem eher Urlauber*innen sind, keine Dauercamper*innen. Natürlich war niemand da und wollte mitmachen, der Zettel mit der Ankündigung hängt erst seit gestern aus. Aber es war schön, in der Sonne auf der Wiese für mich selbst eine kleine Yogaeinheit zu praktizieren – ein guter Start in den Tag! Mal sehen, ob morgen oder Mittwoch jemand kommt …

Auch eine feine Yogawiese!

Bildungsurlaub

Letzte Woche durfte endlich in Präsenz wieder ein Bildungsurlaub bei neues lernen stattfinden. 14 Teilnehmende hatten sich angemeldet. Und es war wieder eine wunderbare inspirierende Woche mit tollen Menschen! Ich habe für mich verwundert festgestellt, wie gern ich auch Theorie „unterrichte“. Dachte ich doch immer, dass das typische Lehrer*inbusiness nichts für mich sei. Immer im Mittelpunkt stehen, völlig präsent und da sein, immer Ansprechpartnerin sein, immer im Fokus …. aber: Es hat mir (wieder) sehr viel Spaß gemacht und ich bin sehr dankbar für diese weitere Erfahrung!


26. August 2021

Urlaubsreif im Zeitraffer

Am Samstag geht es endlich in den längst gebuchten und verschobenen Yoga-Urlaub nach Mallorca! Eine Woche Sonne, Strand, Meer, Yoga, Inspirationen, gutes Essen, die Seele baumeln lassen und den Akku wieder aufladen. Nach der ersten Jahreshälfte dringend nötig. Besonders auch für Mister T. Ich hoffe, er kommt dort ein wenig zur Ruhe …

Die ganze Story zum Hausbau im Zeitraffer: Meike goes tiny!


25. August 2021

Freuen, feiern, einweihen

Nun steht mein Nirvana seit knapp 3 Wochen auf seinem Platz und es fühlt sich toll an, jeden Tag darin zu verbringen oder dorthin nach der Arbeit zurückzukehren. Es fehlen zwar noch ein paar Kleinigkeiten, wie Türen vor den Schränken, aber das ist nicht eilig und auch ohne ist es schon ganz mein Zuhause!

Die Wochenenden um meinen Geburtstag herum habe ich dann ordentlich gefeiert, mit Familie, Freund*innen und Nachbar*innen … hoch die Tassen!


11. August 2021

Angekommen

War so gerührt, dass sogar ein paar Tränchen flossen …

Ein sehr bewegender Moment für mich: Abfahrt aus Aachen am Mittwoch, den 4.8.21. Erst einmal ging es nur bis Stolberg, um die Achsen versetzen zu lassen. Nirvana war vorn zu schwer. Am 5.8.21 ging es dann von dort weiter nach Köln an den Rhein.


27. Juli 2021

Endspurt

Mehr Bilder gibt es -> hier.


22. Juli 2021

Kleiner philosophischer Exkurs: Karma – sei nett und meditiere

„Karma“ ist ein Sanskrit-Begriff und meint erst mal nur eine (physische oder geistige) „Handlung” oder „Tat”. Jede Handlung ist also mit Karma verknüpft. Und jedes Gefühl in uns, jeder Gedanke, beeinflusst – mal früher, mal später, mal mehr, mal weniger, mal bewusster, mal unbewusster – unsere Handlungen. Und so verursacht jede kleinste innere Regung Karma:

„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheit.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.”

Unbekannter Verfasser

In den alt-indischen vedischen Schriften steht, dass Karma die Summe unserer Handlungen ist – sowohl im Hier und Jetzt, als auch in „früheren Leben“. Es kann also sein, dass die schlechten Taten unserer vorherigen Reinkarnation uns dieses Leben schwer machen. Denn wer schlechtes Karma angesammelt hat, dem wird – so sagen es die indischen Religionen Buddhismus, Jainismus und Teilströmungen des Hinduismus – das Leben immer wieder Hindernisse in den Weg legen. Denn so kann das angesammelte schlechte Karma wieder abgebaut werden. 

Auch im Yoga ist man davon überzeugt, dass jemand, der in diesem Leben ein schweres Schicksal erträgt, viel mehr schlechtes Karma abbaut als jemand, der auf einer weichen Couch sitzt und sich des Lebens freut. Und so viel schneller vorankommt auf dem Weg zur Erleuchtung. Diese Art von Denken mag dem einen zynisch vorkommen – einen anderen aber aus tiefster Verzweiflung retten und so schier unerträglichem Leiden einen Sinn geben.

Ziel aller Karma-Gläubigen ist also, kein neues Karma zu produzieren und vorhandene Altlasten abzubauen. Denn wenn deine Taten Karma anhäufen (gut oder schlecht, das ist erst mal egal), dann bedeutet das, dass du immer noch „unfrei“ bist, du bist immer noch Teil des immerwährenden Kreislaufs, der deine Seele wieder und wieder auf die Erde schickt – immer wieder in neuer Gestalt, mit einem neuen Schicksal. Diesen ewigen Kreislauf der Reinkarnation nennt man im Yoga Samsara. 

Vor allem Buddhisten, für die alles menschliche Leben Leid ist, wollen so schnell wie möglich aus Samsara aussteigen. Denn wer das schafft, der beendet nicht nur sein irdisches Leiden, sondern geht auch ins Nirvana ein und ist damit frei von allem, Yogis nennen diesen Zustand Erleuchtung (Samadhi). Der Grund, warum die Buddhisten die menschliche Existenz als leidvoll erleben, ist, dass wir Menschen uns an Irdisches binden – und das ist eben vergänglich. Jeder geliebte Mensch stirbt irgendwann, jede äußere Schönheit vergeht, jeder Besitz kann verloren gehen. Das ist auch der Grund, warum die Buddhisten mithilfe von Meditation und anderen spirituellen Praktiken versuchen, sich von ihrer Bindung an das Irdische zu lösen. Denn wer seine Gedanken durch große innere Disziplin nur noch auf höhere Werte ausrichtet, so seine Bindung an das Irdische nach und nach löst, produziert irgendwann kein neues Karma mehr und baut durch seine spirituelle Praxis alle Altlasten ab – und schafft so (auch ohne großen Schicksalsschlag) den Ausstieg aus Samsara und dem ewigen Karma-Kreislauf mit dem Ziel der vollkommenen Freiheit, der Erleuchtung.

Ob du nun an Karma glaubst oder nicht, der einfachste und beste Weg zur Freiheit, zur Erleuchtung ist auch der zu einem guten Leben: 

  • Mach das Beste aus dem, was dir gegeben wurde und wird – sowohl hinsichtlich deiner Anlangen und Ressourcen, den Ereignissen in deinem Leben und den Umständen in der Welt um dich.
  • Übernimm die volle Verantwortung für alle deine Handlungen, auf allen Ebenen, zu allen Zeiten.
  • Und, am allerwichtigsten: Versuche dabei so liebevoll und rücksichtsvoll gegenüber allen Wesen dieser Welt und der Natur zu sein, wie du nur irgendwie schaffst.

Und wie schafft man das? Da schließt sich der Kreis: Denn die unbestritten und bewiesenermaßen beste Methode, um den Geist so zu kontrollieren, so dass der auch unter ungünstigen Bedingungen ruhig und klar bleibt, ist die Meditation. Denn eigentlich geht es beim Meditieren nur darum: den Geist anzuschirren, anzubinden (Yoga!) , ihn zu kontrollieren und dadurch die Gedanken zur Ruhe zu bringen, so dass sie nicht wie eine Horde wilder Affen durch den Kopf toben. Schon 10 Minuten Meditation täglich haben einen enormen Effekt.

Und wenn du dann noch versuchst, jeden Tag ein bisschen netter – hebe hier mal jemandem die heruntergefallenen Einkäufe auf, lasse dort jemandem lächelnd den Vortritt oder mache jemandem mit schlechter Laune ein kleines Kompliment, vergib jemandem, der nicht so nett zu dir war, sei nachsichtig und verständnisvoll gegenüber denen, die sich gerade ein bisschen blöd benehmen – und dankbar für jedes kleine Fitzelchen Glück, Licht, Liebe, das dir geschenkt wird, zu sein, wartet am Ende die ganz große Freiheit.


16. Juli 2021

Klimakatastrophe hautnah

Und schon war es wieder soweit. Und dieses Mal besonders schlimm. Nicht am Wiesenhaus, aber in vielen Orten NRWs: das Hochwasser. Wir haben mal wieder alle Koffer und Taschen gepackt, alles, was nicht mitgenommen werden konnte, festgezurrt und hochgestellt, Herrn Reuter fahrbereit gemacht und ein Auto zum Wegziehen organisiert. Und den ganzen Tag Nachrichten über das, was das Wasser anrichtet, wenn es nicht mehr zu kontrollieren ist. Schrecklich!

Da die Voraussagen dieses Mal aber so ungenau und es nicht abschätzbar war, wie hoch das Wasser am Wiesenhaus am Ende der Hochwasserwelle stehen wird, entschlossen sich einige meiner Nachbar*innen, auf Risiko zu setzen und dort zu bleiben. Ich drücke euch die Daumen, ihr Lieben!

Die YogaWiese unter Wasser

Wir gingen kein Risiko ein, hängten Herrn Reuter an den Transporter und zogen ihn zurück in seine eigentliche Heimat, nach Aachen. Schließlich sollte ja mein Häuschen sowieso in den nächsten Tagen nach Köln kommen und so ist die Parzelle schon frei für Nirvana.

Kaum in Aachen angekommen, erfuhren wir von Freund*innen, dass das Hochwasser auch nahe Verwandte erwischt hat, die Wohnung kniehoch unter Wasser stand und nicht mehr bewohnbar ist. Da ich bei Mister T. eine sichere Bleibe habe, lag nahe, Herrn Reuter als Notunterkunft zu nutzen. Weil aber noch viele persönliche Dinge im Wowa waren, musste er also erst einmal richtig ausgeräumt und „fremd bewohnbar“ gemacht werden. Wie viel doch in so einen kleinen Wohnwagen passt! Erstaunlich.

Eine vollgepackte Palette später Abschied von Herrn Reuter: DANKE, HERR REUTER! Du warst meine sichere Heimat für mehr als 1 Jahr.

Tschüß, Herr Reuter

Nun sitze ich also in Aachen, meine gesamten Habseligkeiten lagern an 5 verschiedenen Orten, nur das Wichtigste habe ich in ein paar Taschen bei mir und es fühlt sich seltsam an … so ohne eigenes Dach über dem Kopf. Gleichzeitig bin ich sehr dankbar, dass das Hochwasser mich nicht wirklich erwischt hat, ich einen so tollen Mann habe, der mich bei all meiner Umtriebigkeit unterstützt, und so liebe Freund*innen, die mir sofort Hilfe und Unterkunft angeboten haben. Ab Sonntag wohne ich übergangsweise in Deutz, „hüte“ die Wohnung einer Freundin, die im Urlaub ist, und kann so in Köln weiter meine Yogastunden in Präsenz geben. So ist das Stadtnomadin-Leben …


12. Juli 2021

Feenstaub und Hochwasser

Heute Morgen waren wir auf der Suche nach einer „passenden“ Farbe für meine Duschwände. Neonpink hatte ich mir vorgestellt. Damit ich morgens richtig gut gelaunt unter der Dusche wach werden kann. Aber so einfach war das gar nicht. Neonpink gab’s nämlich nicht. Nicht mal annähernd. Also für eine andere Farbe entscheiden. Vielleicht doch etwas Augenfreundlicher? Eher heller als dunkler. Entschieden habe ich mich dann für Feenstaub. Eine Farbe, die an leckeres Erdbeereis erinnert. Auch eine schöne Assoziation am Morgen.

Und als ich dann aus Aachen auf den Platz zurückkam, sah ich es schon: der Fußweg direkt am Rhein steht unter Wasser und ist offiziell gesperrt. In den letzten Tagen ist doch ganz schön viel Regen gefallen und es kommt noch mehr. Sogar eine Unwetterwarnung gab es heute schon wieder. Und der Rhein steigt. Die Saisoncamper in der ersten Reihe müssen sich darauf gefasst machen, ihre Plätze in den nächsten Tagen zu räumen. Da bleibt nur wieder zu hoffen, dass es dabei bleibt und wir nicht wieder alle auf den Ausweichplatz müssen.

Wasserstand am Pegel Köln: ab 6,70 Meter Pegelstand müssen alle Kölner Campingplätze geräumt werden.

11. Juli 2021

Ein Hoch auf Mister T.!

Gestern war es soweit: eine Party zu Ehren von Mister T. Nicht nur, dass der beste Mann der Welt Geburtstag hatte, auch dafür, dass er das Tiny House zu 90 Prozent allein entworfen, konstruiert und gebaut hat, gebührte ihm schon längst mal eine schöne Party. Als fettes Dankeschön. Die habe ich versucht, hinter seinem Rücken zu organisieren, was mir nicht ganz gelungen ist … denn wie, zum Teufel, sollte ich alles ums Tiny House herum vorbereiten und aufbauen, wenn der Kerl ständig dort rumhängt?

Der Caterer war noch nicht da, …
aber alles andere
ist bereit.

Das tat der ganzen Überraschung aber keinen Abbruch … um 14 Uhr ging es los und die ersten Gäste kamen. Das Catering war hervorragend, ausgefallenes Fingerfood und leckerste Salate von Groffmanns Genüsse aus Aachen machten alle Anwesenden glücklich. Natürlich floss auch reichlich Alkohol … so, wie es bei einer Party sein muss.

Und ich kann mich nur wiederholen: DANKE, DANKE, DANKE, mein lieber Torsten!!!

Dank niedriger Inzidenzzahl durften wir mit 50 Personen ohne Masken und Abstand feiern, über einen QR-Code konnte sich jede*r ein- und ausloggen, so dass im Falle einer Coronaansteckung alles nachvollziehbar ist.

2. Juli 2021

Es ist soweit: NIRVANA kann besichtigt werden

Hallo TINYHOUSE – Interessierte,
es ist vollbracht – mit dem MeRaumTINYHOUSE haben wir den
„Großen Traum vom Kleinen Haus“ erfüllt.
Diesen Traum möchten wir nun gerne mit Euch teilen und
zu einer Besichtigung des mobilen Eigenheims einladen.
Erfahrt mehr über dieses nachhaltige Projekt,
das die Reduzierung auf das Wesentliche genau auf den Punkt bringt: MeRaumTINYHOUSE
Vereinbart einen Besichtigungstermin, wir freuen uns auf Euren Besuch:

Tel: +49 241 9493613
E-Mail: goergen@meraum.de
MeRaumTINYHOUSE

Schöne Grüße —
Sven Görgen
Geschäftsführer

MeRaum GmbH
Wurmbenden 22-24
D-52070 Aachen

www.meraum.de


28. Juni 2021

Innenausbau

Am Wochenende war ich wieder am Tiny House … der Innenausbau hat verstärkt begonnen und da ich meine Möbel in bestimmten Farben haben möchte, musste ich mal wieder zum Pinsel greifen: weiß, hellgrau, dunkelgrau. Klingt jetzt nicht so spannend, wird aber total schön! Ich bin sicher.

Hach, die Vorfreude steigt … nun dauert’s nicht mehr lange.


15. Juni 2021

EASY LIKE SUNDAY MORNING

Endlich war es letzten Sonntag wieder soweit: Yoga unter freiem Himmel, bei strahlendem Sonnenschein, auf der Wiese, mit Blick auf den Rhein … herrlich!


13. Juni 2021

Bhakti Yoga

Meine neue Lieblingsbeschäftigung am Wochenende: Die Fassade für’s Haus fertigstellen: das Holz passend zusägen, zur Probe anbringen, alles wieder abnehmen, streichen, trocknen lassen, zweites Mal streichen, wieder trocknen lassen, wieder anschrauben. Bhakti Yoga vom Feinsten …


1. Juni 2021

Home sweet home

Die Inzidenzzahlen gehen runter, die Sonne scheint, der Tiny House-Bau geht in den Endpsurt und ich war gerade mit einer lieben Freundin das erste Mal seit Monaten außer Haus frühstücken. Das Leben kann so schön sein!

Jetzt sitze ich auf meiner Terrasse, genieße den Ausblick auf den Rhein, die Ruhe hier, den Schatten unter meinem wunderschönen Sonnenschirm und bin glücklich.


25. Mai 2021

Krasses Ergebnis

Leute, Leute, was soll ich sagen? Meine Testergebnisse von der Neuropsychologin liegen vor. Ein derart hohes Endergebnis hat sie bisher in dieser Klinik noch nicht gesehen … ist ja krass! Und selbst das Testergebnis zum Zahlengedächtnis – als ich das Gefühl hatte, mir nicht gut Zahlenfolgen merken und rückwärts wiedergeben zu können – war ein Ausreißer. Nach oben. Meine Begabung liege aber eindeutig im sprachlichen Bereich. Das überrascht mich jetzt nicht. 😉

Nun aber ab nach Hause, auf meine Parzelle, zu meinen lieben Nachbar*innen, an den Rhein! Tschüß Duisburg.


15. Mai 2021

Brain-Check

Nachdem ich die BG-Klinikum-Festung endlich erobert habe – dank drölfzig negativer Covid-Tests – bin ich nun seit Dienstag auf der neurologischen Station und werde durchgecheckt: diverse Tests zur Merkfähigkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Grob- und Feinmotorik … Zahlenfolgen merken und rückwärts wiedergeben fällt mir schwer. Kopfrechnen und schriftliches Addieren und Subtrahieren ebenfalls. Und das schon im 10er-Bereich! Was ist denn da los? Andererseits in einem Test so viele Aufgaben in so kurzer Zeit gelöst wie kaum ein anderer, meldet die Psychologin zurück. Das ist doch schon mal nicht schlecht. Was ich mittlerweile aus dem Effeff kann, ist meine Unfallgeschichte erzählen. Ist ja auch nicht so lang. Kann mich ja an den Hauptteil nicht erinnern ;-).

Jetzt erstmal Wochenende, da passiert hier nix. Und Montag geht’s weiter.


7. Mai 2021

Erste Bilanz in diesem Jahr

Eigentlich bin ich ja gar kein Typ, der zurückschaut, Bilanz zieht, aufrechnet …, aber dieses Jahr passiert in kurzer Zeit so viel, dass ich ganz wuschig im Kopf werde, wie in einem Karussell. Und es ist mir gerade ein Bedürfnis, mal anzuhalten, auszusteigen und mir das ganze Treiben von außen anzusehen.

Silvester/Neujahr: Ein wunderbarer Anfang mit den weltbesten Nachbar*innen! Lagerfeuer, Musik, Tanzen, Quatschen, Trinken … ein perfekter Start ins neue Jahr.

Januar: Einen heißersehnten Job ergattert: Yogatherapie in einer psychiatrischen Tagesklinik. Mit sowas von netten Kolleg*innen. Start im Februar. Meine Dankbarkeit kennt kein Ende.

Februar: Hochwasser am Rhein. Innerhalb kürzester Zeit alles packen, Ausweichplatz finden für Herrn Reuter und Raimund, Umzug light nach Aachen.

3 Tage später: Positiver PCR-Test, ich hab Corona! 10 Tage Quarantäne in Aachen. Glücklicherweise niemanden angesteckt und selbst nur leichte Symptome. Vor allem Müdigkeit. Das ist auszuhalten. Doch der Job in der Tagesklinik muss warten. Zum Glück war es kein Grund, mir abzusagen.

Nach der Quarantäne schnell mal zum Wiesenhaus, meine Post checken. Herr Reuter steht zwar noch auf seinem Ausweichplatz, aber meine Wohnadresse ist ja immer noch der Weidenweg. Das Hochwasser ist weg, doch die „Hinterlassenschaften“ auf der Straße zum Platz machen einen Vorderreifen am Auto platt. Also auf den Pannendienst warten, Reifenwechsel, zur Autowerkstatt, neue Reifen kaufen und aufziehen lassen. Den Ausflug hatte ich mir anders vorgestellt. Vor allem nicht so zeitaufwändig und teuer.

Wenigstens kann ich nach negativem PCR-Test endlich den neuen Job beginnen. Dafür wieder Umzug nach Köln, erstmal ins Agnesviertel. Damit ich nicht jeden Tag 150 Kilometer Fahrtweg von Aachen zur Klinik und zurück habe. Wie gut, dass es soooo hilfsbereite Freund*innen gibt!

Am letzten Februar-Wochenende ist endlich das erste Hochwasser des Jahres Geschichte und ich kann wieder zurück zum Platz. Dafür erst einmal die Parzelle sauber machen, dann Herrn Reuter heim ziehen, Raimund aus der hochwassersicheren Garage holen und Rückzug in den Wohnwagen. Puh, geschafft! Jetzt kann der Frühling kommen und das schöne Leben auf dem Campingplatz weitergehen. Denkste.

März: Auf dem Weg zur Klinik Roller-Unfall. Keine Ahnung, was und wie. „Aufgewacht“ im Krankenhaus. Zum Glück nur leichte Verletzungen. Deshalb auch nach kurzer Zeit wieder entlassen. Doch irgendwie habe ich Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Abgesehen davon, dass mein ganzer Körper schmerzt. Einen Yoga-Bildungsurlaub zu unterrichten, der bereits seit Monaten fest in meinem Kalender stand, war auf keinen Fall drin. Also absagen und auf Einnahmen verzichten.

Ich traue mich nicht, auf meinen lädierten Roller zu steigen, lasse ihn also im Transporter zur Werkstatt bringen. Mal sehen, wie schlimm seine „Verletzungen“ sind. Leider (wirtschaftlicher) Totalschaden. Die Lenkung hat einen „Schlag weg“, das Frontblech ist gerissen … um ihn wieder in seinen „Neuzustand“ zu versetzen, müsste ich so viel investieren, dass es den Wert des Rollers übersteigt. Und nun? Ich entschließe mich schweren Herzens, ihn zu verkaufen. Und hoffe, dass ein*e Bastler*in Spaß an ihm hat. Btw: Verkauft ist er bis heute nicht.

Nach einer ruhigen Woche, in der ich schon wieder meinen neuen Job pausieren musste, um mich vom Unfall zu erholen, samstagsabends hohes Fieber. Fast 40 Grad! Dank eines wunderbar unkomplizierten und hilfsbereiten Arztes in Aachen – denn ich war mal wieder übers Wochenende bei Mister T. zur Erholung – schnelle Diagnose und hilfreiche Medikamente: Antibiotikum gegen Nierenbeckenentzündung. Danke, Dr. Dupont!

Aber Yoga mit Nierenbeckenentzündung und immer noch schmerzendem Körper … no way. Also wieder keine Einnahmen. Und als Neugründerin auch keinen Anspruch auf staatliche Hilfen bezüglich Corona. Ich könnte fast schlechte Laune bekommen.

Um nicht in finanzielle Nöte zu geraten, arbeite ich in den zwei Wochen darauf doppelt: so viele Stunden in der Klinik wie möglich, abends meine eigenen Kurse. Erfreulicherweise möchte jemand, der den Bildungsurlaub bei mir gebucht hatte, diesen als Privatunterricht nachholen, also eine Woche lang halbtags zusätzlich noch einen Bildungsurlaub online geben. Danach bin ich urlaubsreif.

April: Als Klinikmitarbeiterin bekomme ich unerwartet die Möglichkeit, mich impfen zu lassen – yeah! Ich ergattere direkt für samstagsabends einen Termin und düse aus Aachen zum Impfzentrum nach Köln. Unterwegs merke ich, dass ich vor lauter Freude über den raschen Termin vergessen habe, dass ich ja bereits Corona hatte und es dann mit der Impfung anders läuft. Nämlich offiziell erst ein halbes Jahr später. Um das Immunsystem nicht zu überfordern. Und so bekomme ich im Arztgespräch mitgeteilt, dass ich erst im August geimpft werde, wenn meine Covid-Erkrankung sechs Monate vorüber ist. Was für eine Enttäuschung. Auch wenn der Arzt versucht, mich damit zu trösten, dass meine Erkrankung quasi die erste Impfung war.

Apropos urlaubsreif: Auch wenn ich auf einem Campingplatz wohne, einem Ort, an dem andere Menschen Urlaub machen, möchte ich mal raus. Ans Meer. Frischen Wind um die Nase wehen lassen. Aber Ost- und Nordsee sind tabu, hohe Inzidenzzahlen in ganz Europa machen das Verreisen im Moment fast unmöglich. Außer nach Mallorca. Ausgerechnet.

Aber egal. Über einen Yoga-Reisen-Veranstalter finde ich eine Reise nach Mallorca, die sich richtig gut anhört. Auf eine einsame Finca mit Gleichgesinnten. 3 Stunden Yoga am Tag, vegetarisches und veganes Essen. Gutes Wetter. Kurzer Flug. Und ganz schön teuer. Aber auch das: egal. Hauptsache Urlaub nach dieser völlig verkorksten Zeit. Vorsichtshalber noch eine Reiserücktrittsversicherung mitgebucht. Man weiß ja nie. Für den Flug dann 48 Stunden vorher rasch einen PCR-Test machen, sonst darf man nicht in den Flieger. 12 Stunden später ruft mich mein völlig enttäuschter Freund an: sein Testergebnis ist positiv. Ach du Schreck. Das hatten wir nicht erwartet, schließlich hat er sich schon im Februar nicht bei mir angesteckt, obwohl wir die Quarantäne gemeinsam verbracht haben. Und jetzt doch. Zum Glück wenig bis keine Symptome. Aber Urlaub auf Mallorca kannste vergessen.

Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass die ganze Welt mitsamt Universum sich gegen mich verschworen hat. Wann, bitte schön, hört das endlich auf?

Weil mein Roller-Unfall ein Wegeunfall zur Arbeit war, ist die Berufsgenossenschaft, in der ich seit Beginn meiner Selbstständigkeit freiwillig versichert bin, zuständig für die Folgen meines Unfalls. Aber anstatt mir – wie von mir gewünscht und von meiner Ärztin in ihrem Bericht an die BG empfohlen – Osteopathie und Somatic Experience zu genehmigen, schickt mich die BG in ihr Klinikum nach Duisburg zum Brain-Check. Was auch immer das ist. Aufgrund meiner Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, die meine Ärztin auch in ihrem Bericht erwähnt hat. Na ja, klingt ja irgendwie auch interessant, warum also nicht. Lasse ich mal mein Brain checken.

Mai: Als die schriftliche Einladung der Klinik zum Brain-Check eintrudelt, falle ich fast vom Stuhl. Einen Tag lang Vorgespräche und -untersuchungen, anschließend 10 bis 14 Tage stationärer Aufenthalt in Duisburg. 10 bis 14 Tage???? WHAT? Das kann nur ein Versehen sein. Ist es aber nicht. Okay, ich lasse mich darauf ein, will aber versuchen, in den Vorgesprächen die Aufenthaltszeit etwas zu reduzieren. Um nicht schon wieder Honorareinbußen zu haben. Oder kann ich aus dem Krankenhaus online meine Yogastunden unterrichten? Nein, wird mir direkt mitgeteilt, das gehe nicht. Nun gut, das bekomme ich irgendwie hin. Schließlich interessiert mich, was mit meinem Brain so los ist.

Zum Vorgespräch fahre ich mit dem Auto, eine Stunde Fahrtzeit.  Bin superpünktlich an der Pforte und werde erst einmal wie eine Aussätzige behandelt, weil ich in dem Coronafragebogen der Klink wahrheitsgemäß angegeben habe: ja, ich hatte Covid. Und ja, mein Lebensgefährte hat gerade im Moment Covid. Dass mein aktueller Test für den ausgefallenen Urlaub negativ ist, zählt nicht. Dass ich genesen bin, zählt nicht. Bitte verlassen Sie das Klinikgebäude und warten Sie draußen auf unsere Entscheidung, wie weiter mit Ihnen zu verfahren ist. WHAT? Nach einer Stunde Warten kommt endlich die Sekretärin der Neurologie und schickt mich zum Coronatest ins klinikeigene Testzentrum. Schnelltest, aha. Ne, PCR. Die Auswertung geht schnell, dauert nur zwei Stunden bei uns. Die müssen Sie so lange außerhalb des Gebäudes abwarten. Dann sehen wir weiter. Ey, Leute, geht’s noch?
Doch es geht schneller als gedacht, die Sekretärin fängt mich nach dem Test direkt wieder ab und verkündet, dass man beschlossen habe, dass ich das Gebäude heute nicht mehr betreten dürfe. Alle Gespräche fallen aus, mein Termin und stationärer Aufenthalt werden auf unbestimmte Zeit verschoben.

Auf der Rückfahrt ruft mich das Testzentrum der Klinik an: mein Testergebnis ist negativ. Na klar, was sonst? Wieder zuhause bekomme ich eine Mail von der Sekretärin: Schön, dass Sie negativ sind. Wenn Ihr Lebensgefährte am Samstag (das Ende seiner Quarantäne) ein negatives Testergebnis vorweisen kann, dürfen Sie am Dienstag wie geplant zum stationären Aufenthalt kommen. Sein Testergebnis ist negativ. Es gibt allerdings nur ein Bildschirmfoto aus der CoronaApp als Nachweis. Ob das reicht? So langsam macht sich in mir Fatalismus breit.


23. April 2021

Dieses bekloppte Jahr

Es hört nicht auf, mich zu triezen … nun hat der weltbeste Mann ein positives PCR-Testergebnis und damit fällt unsere für kommende Woche geplante Yoga-Reise nach Mallorca aus.

Alles wieder stornieren, zusehen, dass wir das Geld für Flüge und Reise zurückbekommen, wieder in Quarantäne, wieder nicht in der Tagesklinik arbeiten können, wieder hoffen, dass die Erkrankung nur ganz leicht – oder sogar symptomlos – verläuft …

Und auch, wenn ich versuche, es yogisch zu nehmen: Man, bin ich froh, wenn DIESES Jahr vorbei ist!!


13. April 2021

Traumatherapie und Somatic Experience

Mittlerweile sind alle äußeren Verletzungen weitestgehend verheilt, die Fäden gezogen, das Leben hat fast wieder seinen normalen Gang aufgenommen … doch die Erinnerung bleibt weg. Einfach ein dunkler Fleck auf der inneren Landkarte. Irgendwie unheimlich.

Die Traumatherapeutin aus der Klinik hatte mir empfohlen, Somatic Experience auszuprobieren, um über den Körper das Trauma des Unfalls zu bearbeiten und erträglich zu machen. Nicht ständig darüber zu grübeln, was wohl passiert ist, sondern Frieden zu schließen mit dem dunklen Fleck und der Unsicherheit, die damit verbunden ist.

Letzte Woche war ich bei der von ihr empfohlenen Somatic Experience-Therapeutin. Für mich als durchpsychoanalysierten Menschen, der alles über den Verstand lösen möchte, war es eine interessante Erfahrung … Gefühle nicht anschauen und durchleuchten, sondern spüren und hineinfühlen. Bilder für die Gefühle finden und diese im Körper lokalisieren. Und dann diese Bilder willkommen heißen, als Teil von mir.


10. März 2021

Was will mir das Leben gerade mitteilen?

Das verrückte Coronajahr 2020 scheint noch nicht gereicht zu haben, das Leben möchte mir etwas mitteilen …. aber was?

Letzten Mittwoch hatte ich einen Unfall. Mit meinem Roller „Raimund“. Und ich weiß nichts mehr. Alles ist schwarz. Aufgewacht bin ich auf der Intensivstation. Beim ersten Anblick im Spiegel ein kleiner Schock: Viele Verletzungen und Krusten im Gesicht, genäht an Augenlid und Kinn. Und keinerlei Erinnerung an das, was passiert ist.

Die Ärztin erklärt mir zum dritten Mal, warum ich im Krankenhaus liege. Dann kann ich es mir endlich merken. Das Atmen fällt schwer, die linke Seite meines Brustkorbs ist geprellt und überhaupt tut alles weh. Aber ich habe Glück gehabt: Es ist nichts gebrochen und keine bleibenden Schäden, wie es aussieht.

Aber was ist passiert? Wer hat mich gefunden? Gibt es andere Beteiligte? Was ist mit meinem heißgeliebten Rollerchen? Fragen über Fragen, die sich zum Teil schon beantwortet haben, der andere Teil wird vielleicht für immer im Dunkeln bleiben. Wer weiß …

Nach drei Tagen Überwachung und Beobachtung wurde ich schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Die Krusten fallen langsam ab, das Atmen wird leichter … und mit Hilfe einer Traumatherapeutin werde ich versuchen, das Erlebte und vielleicht auch das Nicht-Erinnern-Können zu verarbeiten.


01. März 2021

Auf der Parzelle, in der Sonne

Endlich wieder am Wiesenhaus. Zurück auf der kleinen Parzelle. Alle lieben Nachbar*innen gesehen, gesprochen, News ausgetauscht, Kaffee getrunken und gefreut :-).
Die Sonne scheint, der Rhein fließt ruhig in seinem Bett und die Vorfreude auf den Frühling und den Sommer steigt …


26. Februar 2021

Zurück nach Hause

Genau 1 Jahr, nachdem ich mich um eine Parzelle auf dem Campingplatz „beworben“ hatte, ist nun vergangen. Und im Rückblick stelle ich fest, dass dieses ereignisreiche, total verrückte Corona-Jahr auch mit mir ganz viel gemacht hat: Ich war happy, enttäuscht, wütend, genervt, freudig, gelassen, angekommen … die halbe Gefühlspalette hoch und runter. Nun sitze ich in meiner „Hochwasser-Ausweich-Wohnung“ (DANKE, liebe Alina und lieber Dieter, dass ihr mir ein Zuhause auf Zeit gegeben habt!), sammel meine sieben Sachen zusammen und freue mich total darauf, am Wochenende wieder nach Hause zu ziehen. An den Fluss, auf meine kleine Parzelle, mit meinen tollen Nachbar*innen, mit Herrn Reuter und bald dann mit Nirvana, dem schönsten Tiny House der Welt ;-).


23. Februar 2021

Vorbereitung für die Rückkehr

Das herrliche Wetter am Sonntag haben wir dazu genutzt, unsere Parzelle wieder auf Vordermann zu bringen … festgebackenen Schlamm wegkratzen, Terrasse fegen und die Wiese bzw. den Garten von angeschwemmten Treibgut befreien. Nächsten Samstag geht es zurück nach Hause. Für Herrn Reuter und für mich.

Und während ich diese Woche einen neuen Job als Yogalehrerin in einer Tagesklinik begonnen habe, baut Mister T. fleißig am Tiny House weiter.

Der Technikraum det Janzen: die Deichselkiste.

15. Februar 2021

Erstes Hochwasser und Corona überstanden

Letzter Tag der Quarantäne … morgen geht hoffentlich das „normale“ Leben wieder los. Ob wir allerdings Herrn Reuter schon am kommenden Wochenende wieder auf seine Parzelle ziehen, ist noch nicht sicher. Was ist, wenn eine 2. Hochwasserwelle kommt? Und wir wieder den Platz räumen müssen? Wir warten lieber noch ein bisschen …


10. Februar 2021

Das Leben ist (k)ein langer ruhiger Fluss

Während ich es in Aachen trocken und warm habe, stieg das Hochwasser weiter. Selbst meine Parzelle, die auf dem Campingplatz mit am höchsten liegt, steht komplett unter Wasser.

Und weil ich nach der ganzen Platzräumungsaktion am Samstag und Sonntag etwas Kopf- und Halsweh hatte, bin ich vorsichtshalber – und meiner Intuition folgend – am Freitag in Aachen zum Coronatest gegangen. Samstagabend war klar: Ich habe mich angesteckt! Mit Covid-19. OMG!

Was dann für eine Maschinerie losging, hatte ich nicht erwartet: Anrufe von Gesundheitsämtern (Köln, weil ich dort als wohnend gemeldet bin; Aachen, weil ich dort den Test gemacht habe); Listen ausfüllen mit Kontaktpersonen; Menschen anschreiben, mit denen ich Samstag und Sonntag Kontakt hatte; alle in Quarantäne per städtischer Verordnung …

Zum Glück scheine ich niemanden angesteckt zu haben, meine liebsten Menschen haben direkt Schnelltests gemacht (und sind alle negativ!) und ich selbst habe nur leichte Erkältungssymptome. Auch Mister T. hat sich – seltsamer- und glücklicherweise – nicht bei mir angesteckt, muss aber als meine engste Kontaktperson mit mir in Quarantäne. Der Weiterbau meines Tiny Homes muss also ein bisschen warten …


4. Februar 2021

Hier kommt die Flut

Am Sonntag war es tatsächlich das erste Mal soweit: Hochwasser naht, der Campingplatz musste bis abends komplett geräumt werden.

Zum Glück habe ich einen hilfsbereiten und zuverlässigen Sohn, der angepackt hat!

Und nicht nur mein Sohn, sondern auch mein allerliebster Cousin sowie liebe Freundinnen, die anderen Bewohner*innen und selbstverständlich mein Mann haben geholfen, wo sie konnten. So durfte ich meinen E-Roller „Raimund“ in einer Garage in der Südstadt unterstellen, der Wohnwagen „Herr Reuter“ wurde nach Rath in einen trockenen Vorgarten gezogen und ich selbst bin mit ein paar Taschen mit den notwendigsten Sachen nach Aachen.

Später bekamen wir dann per Bild Updates zum Hochwasser von unserem Platzwart, der tapfer die Stellung am Wiesenhaus hält:


27. Januar 2021

Es wird spannend

Das Leben so nah am Rhein hat auch seinen Preis: Bei Hochwasser muss der Platz geräumt werden.

Die Prognose sagt für nächste Woche Rheinhochwasser voraus, das bedeutet für uns Bewohner*innen, dass wir den Campingplatz komplett räumen und auf einen Ausweichplatz ziehen müssen. Ganz schön aufregend für uns Neuen, die den ganzen Brassel das erste Mal mitmachen!

Heute Abend setzen wir uns zusammen und besprechen, was zu planen und zu tun ist …


17. Januar 2021

Winter am Rhein

Der erste Schnee … gut, dass die Heizung im Wohnwagen funktioniert!


8. Januar 2021

Nirvanas Innenleben


21. Dezember 2020

Wintersonnenwende

Heute ist Wintersonnenwende, die längste und dunkelste Nacht des Jahres … was gleichzeitig bedeutet, dass ab heute die Tage wieder länger werden. Und heute beginnt die magische Zeit der Rauhnächte!

Eine Zeit der Besinnung, Rückschau, Einkehr, des Loslassens, des Zu-sich-kommens und des Neubeginns.

Was möchtest du im alten Jahr hinter dir lassen und was möchte im neuen Jahr ans Licht?

Bei mir ist es meine Selbstständigkeit als Yogalehrerin, die noch einmal deutlich nach vorn möchte. Davon – auch materiell – leben können, was mein Herz berührt und mir so viel gibt: praktizieren, unterrichten, meditieren. Gemeinsam.

Namasté


Im Dezember 2020

Es geht voran

Während ich weiter an meiner Selbstständigkeit als Yogalehrerin und -therapeutin feile, ist Mister T. fleißig beim Hausbau: Schlafzimmer- und Küchenfenster sind drin!


Im Oktober 2020

Endlich von der ZPP zertifiziert

Im Oktober bekam ich endlich den positiven Bescheid von der Zentralen Prüfstelle Prävention, dass meine Yogakurse zertifiziert sind und die Teilnahmegebühren teilweise oder sogar ganz von den Krankenkassen erstattet werden können. Was für eine Freude!


Im September 2020

Ein neues Zuhause für Yoga

Nachdem Corona das ganze Leben irgendwie über den Haufen warf, Pläne, die ich Ende 2019 noch geschmiedet hatte, nun irgendwie nicht mehr passten, entschloss ich mich im August, ein neues Zuhause auch für meine Yoga-Angebote zu suchen. Und wieder fügte es sich.

Ich schaute mir einen Raum in der Südstadt an, fand den Ver- und Mitmieter auf Anhieb megasympathisch und bezog zum 1.9. den „feel Freiraum“ am Severinskirchplatz 8.

Es etablierten sich dort recht schnell zwei Yogakurse dienstagsabends, so dass es ab 2021 zwei weitere Yogakurse mittwochsabends geben wird.

Außerdem akquirierte ich einen weiteren Unternehmenskunden, für den ich im hauseigenen Studio Yoga anbiete. Yoga nimmt also nach und nach einen immer größeren Platz auch in meinem Jobleben ein.


August bis November 2020

Das Tiny House wächst und gedeiht

Zum Geburtstag wünschte ich mir dann eine Trocken-Trenn-Toilette für mein Haus. Was definitiv die beste Lösung für ein Haus ohne Frisch- und Abwasseranschluss ist. Und zack, war sie schon angekommen und probeweise am dafür vorgesehenen Örtchen aufgestellt. 😉

Und am 3. September feierten wir Richtfest. Der Architekt, Schreiner, Planer und Erbauer, die One-Man-Show Mister T. und ich (die Bauherrin) ließen die Korken knallen, Torsten hielt eine sehr schöne Rede, die Champagnergläser zerdepperten wir – wie es sich gehört – an der Deichsel des Trailers. Alles in allem ein sehr bewegender Moment!


17. Juli 2020

Vom Papier auf die Straße

Endlich ging’s los: Trailer (Anhänger) gekauft, angemeldet und dann los nach Hamburg, das Fundament meines Hauses abholen. Wir brachten den Trailer direkt nach Aachen, in die Halle, in der auch der Hausbau stattfinden würde.

Da ich über den Namen für mein Tiny House nicht lange nachdenken musste, war auch das Wunsch-Kennzeichen für den Trailer schnell klar: Yoga Nirvana und selbstverständlich die 108! 🙂


Im Mai 2020

Easy like Sunday Morning – SonntagsYoga auf der Wiese

Da ich als Yogalehrerin im Lockdown erst einmal arbeitslos wurde und viel freie Zeit hatte, konnte ich mich richtig auf mein neues Leben auf dem Campingplatz einlassen. Ich überließ meinem Sohn unsere bis dahin gemeinsame Wohnung, packte meine Sachen und zog richtig auf die andere Rheinseite. In den Herrn Reuter, der so klein ist, dass mir das Tiny House wie ein Palast vorkommen wird. Ich bin sicher.

Gleichzeitig fragte mich die Platzverwalterin, ob ich nicht OutdoorYoga anbieten wolle, sonntagsmorgens auf der Wiese vor dem Café. Mal sehen, wie der Zulauf würde. … und der Zulauf war riesig! Von da an fand jeden Sonntag von 10.00 bis 11.00 Uhr Yoga auf der Wiese statt. Das Wetter spielte einwandfrei mit und es kamen immer mindestens 10, manchmal sogar fast 30 Menschen, die mit mir Yoga praktizieren wollten. Wie toll war das denn? Ich war sehr dankbar, meinen Herzensjob wieder/weiter ausüben zu können. Dazu noch an so einem magischen Ort mit Blick auf den Rhein und netten Menschen. Traumhaft!


Im Lockdown 2020

Was Kurzarbeit mit Tiny Houses zu tun hat

Platz gesichert, nun musste also ein Tiny House her. Campingplatzmitbesitzer Moritz und seine Frau Wibke hatte ich ja schon kennengelernt, sie waren dabei, Tiny Houses zu entwickeln und wollten bald beginnen, in Kooperation mit einer Schreinerei ihre Entwürfe zu bauen und zu verkaufen. Ich war von den beiden so begeistert, dass ich sofort bei ihnen mein Tiny House bestellen wollte. Ein langes und schönes Treffen bestätigte mich. Doch dann kam wieder alles anders.

Mein Mann, Schreiner und Architekt, Projektleiter in einer Messebaufirma, wurde in Kurzarbeit geschickt. Alle Aufträge waren weggebrochen, es gab erst einmal nichts für ihn zu tun. Was lag da näher, als ihm den „Auftrag“ zu geben, mein Tiny House zu bauen? Gesagt, getan … los ging es mit der Planung und dem Entwurf.

Ich wollte auf jeden Fall keine 2. Wohn-/Schlafeben haben, sondern alles auf einer Ebene: Bad, Schlafzimmer, Küche, Wohnbereich. Und da die Grundfläche einerseits durch die Straßenverkehrordnung vorgegeben ist, andererseits klar war, dass auf diesem Campingplatz nur Häuser mit einer maximalen Gesamtlänge von 9 Metern rangieren und aufgestellt werden können, beträgt die maximale Grundwohnfläche 2,50 x 7,20 m … also etwa 15 Quadratmeter. DAS ist wirklich TINY!


Im April 2020

Noch ein Umzug

Es war heiß in Lockdown-Zeiten. So heiß, dass wir gleich kühlen Schatten auf der Parzelle vermissten. Und beim Blick aus dem Schlafzimmer-Fenster fiel mein Blick jeden Morgen auf die Parzelle zwei Grundstücke weiter. Ein Grundstück mit Bäumen, Sonne am Morgen, Schatten am Mittag und Sonne am Abend. Schnell verguckte ich mich in das andere Grundstück und wir durften ein Wochenende dort probewohnen. Der Umzug war schnell bewerkstelligt, der kleine Herr Reuter mit vereinten Kräften auf den neuen Platz geschoben. 5 Minuten später wusste ich: Das ist mein Platz!


Erster Corona-Lockdown 2020

Vom Glück in Zeiten von Corona

Mittlerweile war Corona in Deutschland angekommen und der erste Lockdown drohte. Mein Mann meldete den Wohnwagen direkt an und brachte ihn rasch zum Campingplatz. Zwei Tage später wurde der erste Lockdown verordnet und nichts ging mehr. Wir saßen auf der Terrasse unserer Parzelle, vor Herrn Reuter, die Sonne schien, wir hatten freien Blick auf den Rhein. Ich konnte mein Glück kaum fassen.


Im März 2020

108 und Herr Reuter

Es war zwar nicht Liebe auf den ersten Blick, aber mir wurde in Aussicht gestellt, dass ich auch noch innerhalb des Campingplatzes umziehen könne, wenn mir der Platz doch nicht behagte. Also unterschrieb ich schnellentschlossen den Mietvertrag für die Parzelle. Den Schlüssel für das Tor zum Platz bekam ich ein paar Tage später. Und als Yogini war ich natürlich extrem erfreut, als ich feststellte, dass er die Schlüsselnummer 108 trug.

108 als „heilige“ Zahl im Yoga.
Eine Mala besteht aus 108 Perlen.

1 bedeutet „thing“, 0 gleich „nothing“ und 8 gleich „everything“.
Oder auf deutsch „etwas“, „nichts“, „alles“.

Wenn DAS kein Zeichen war!

Und es ging noch weiter. Da ich ja noch kein Tiny House besaß, schlug die Platzverwalterin vor, bis zum Eintreffen meines Hauses einen Wohnwagen auf die Parzelle zu stellen, um den Platz wenigstens schon einmal nutzen zu können. Ich rief meinen Mann an, um mit ihm zu beratschlagen, woher wir – als totale Wohnwagen-Neulinge – auf die schelle einen günstigen funktionierenden Wohnwagen herbekommen könnten. Und er sagte: „Ich sitze am Schreibtisch und schaue aus dem Fenster direkt auf einen Wohnwagen, der zu verkaufen ist.“ Er kaufte den Wohnwagen am nächsten Tag für einen extrem fairen Preis.

Beim Blick in die Papiere stellten wir fest, dass der Wagen 1970 von Wolfgang Reuter selbst gebaut wurde. Und er hat ihn 50 Jahre lang gehegt und gepflegt. Mit 80 Jahren hatte er dann wohl beschlossen, den Wohnwagen zu verkaufen. Der Wagen war trocken und roch, selbst nachdem er ein halbes Jahr bei jedem Wetter draußen auf einen neuen Besitzer gewartet hatte, wie frisch geputzt. Wir waren sofort schockverliebt in diesen kleinen Wohnwagen. Und selbstverständlich tauften wir ihn „Herr Reuter“.


Im Februar 2020

Das Schicksal nimmt seinen Lauf …

Ich bin nicht abergläubisch, aaaaaber … von da an fügte sich alles zusammen. Wie in großes Puzzle, das nur darauf gewartet hatte, dass ich das erste Puzzlestück lege.

Am 18. Geburtstag meines Sohnes hatte ich einen Gesprächstermin mit derjenigen, die den Campingplatz verwaltet. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch und kurze Zeit später rief sie mich an, um mir zu sagen, dass sie einen Platz für mich habe. Ab 15. März. Noch am selben Tag fuhr ich hin und sah mir die Parzelle an:


Im Januar 2020

Tiny House ist die Lösung

Dann kam im Januar 2020 eine WhatsApp von einer anderen lieben Freundin, mit der ich über meinen Traum, möglichst auf kleinem Raum und nah am Wasser zu wohnen, gesprochen hatte. Im Rahmen der „Passagen“ bot ein Campingplatz auf der rechten Rheinseite einen Tiny-House-Bau-Workshop an, da er sich als Lebensort für Tiny House-Besitzer bekannt machen wollte. Ich war sofort begeistert. Ein Tiny House, na klar, das ist DIE Alternative zum Hausboot!

Sofort nahm ich Kontakt zum Campingplatz auf und schaffte es doch erst am letzten Workshoptag, dort vorbeizuschauen. Im Café traf ich auf Wibke, eine Architektin, die Tiny Houses plant und deren Lebensgefährte Moritz einer der vier neuen Campingplatzbesitzer ist. Mit ihr hatte ich ein supernettes Gespräch und sie riet mir, mich unbedingt um eine Parzelle zu bewerben, auch wenn die Warteliste sehr lang sei. Mein Name stand also als letzter auf der langen, langen Interessentenliste. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf …


gefühlt schon immer

Die Stadtnomadin träumt vom Leben auf einem Hausboot

Schon seit ich ein Kind war und das erste Mal den Film „Hausboot“ mit Sophia Loreen und Cary Grant gesehen habe, träume ich davon, auf einem Hausboot zu leben. In einem Bett einzuschlafen, das sanft auf den Wellen schaukelt. Da ist die Tatsache, direkt an einem großen Fluss zu wohnen, gar keine schlechte Voraussetzung. Dachte ich. Doch so einfach ist das in Köln nicht. Und so begnügte ich mich lange damit, in einer Altbau-Wohnung im Kölner Süden, eben so nah am Wasser wie möglich und gleichzeitig so schön wie möglich, zu wohnen.

Außerdem faszinierten mich schon immer Themen wie Minimalismus, Wohnen auf kleinem Raum, wenig Besitz, viel und weit reisen. Ich war so oft es ging unterwegs. Und wenn ich nicht in fremde Länder gereist bin, bin ich umgezogen. Innerhalb von knapp 30 Jahren insgesamt 10 Mal innnerhalb Kölns. Von einer Wohnung in die nächste. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Das einzige echte Kunstwerk, das ich besitze, eine Radierung, trägt den Titel „Die Frau auf Reisen“. Eine liebe Freundin nannte mich irgendwann einmal Stadtnomadin. Das bin ich.


Im Juni 2019

Die Welt, Yoga und ich … eine Bestandsaufnahme

Seit 1998 praktiziere ich Yoga. Begonnen habe ich mit Hatha, bis ich in meinem ersten Yoga-Urlaub in der Schweiz Kundalini Yoga kennenlernte. Und sofort fasziniert war. Von da an tauchte ich in die Welt des Kundalini Yoga ein und praktizierte ihn 20 Jahre unter Anleitung. Bis ich mich entschied, eine Ausbildung zur Yogalehrerin und -therapeutin zu absolvieren. Dies veränderte mein Leben noch einmal radikal.

Das beginnt bei „Äußerlichkeiten“ wie bei meinem Beruf, meiner Wohnung und beim Umgang mit anderen Lebewesen, geht über innere Einstellungen gegenüber dem Leben im Allgemeinen und im Speziellen bis hin zu meinen innersten Emotionen und meiner – bis dahin ungelebten – Spiritualität und Hochsensibilität.

So lebe ich seither weitestgehend vegan, was meine Ernährung betrifft, immer minimalistischer, was Besitz angeht, übe „Berufe“ aus, die tatsächlich Berufung sind und in denen sich viele meiner Fähigkeiten vereinen, pflege einen kleinen und feinen Freundeskreis und habe das spannende Konzept von Claus Eurich „Aufstand für das Leben“ für mich entdeckt, welches auf einem einfachen, gewaltfreien und am eigenen Gewissen orientierten Lebensstil basiert. Hier ist ein wichtiger Auszug aus seinem Manifest:

Wir leben in einer sehr besonderen Epoche der Menschheitsgeschichte und vermutlich entscheidet sich jetzt gerade die Zukunft unserer Gattung. Einerseits ist es nötig, sich ungeschönt all die negativen Entwicklungen vor Augen zu führen, zugleich aber auch Mut und Hoffnung zu bewahren. Denn die Zerbrechlichkeit unserer Lage ist die notwendige Voraussetzung für eine schöpferische Weiterentwicklung. Das mögliche Neue zeigt seine Konturen erst im Erfahren und Aushalten des Gegenwärtigen und damit in dem Mut, das Sein – so wie es ist – anzunehmen.

Eine bessere Zukunft ist möglich – für die Erde, für den Menschen, für jeden von uns. Doch um die Kraft dafür aufzubringen, müssen wir wissen, wohin wir gehen und wie wir leben wollen, wie wir Eintracht und Verbundenheit mit dem Leben an sich gestalten wollen. Was ist wünschbar und wertvoll, und was ist ungut und lebensfeindlich?

Wir brauchen neben der Liebe zum Leben in all seinen Facetten Klarheit und Entschiedenheit, um die notwendigen Schritte zu setzen. Und wir brauchen das Wissen darum, dass wir nicht allein sind auf diesem Weg, dass wir uns finden und begleiten, uns ermutigen und tragen. So können wir auch eine Einladung an immer mehr Menschen sein, ihre Ohnmachtsgefühle, ihre Wut über die Respektlosigkeit gegenüber aller Zerstörung des Lebens und das Leiden daran zu überwinden und sie zu verwandeln in mitfühlendes Tun.

In diesem Sinne haben wir uns auf den Weg gemacht. Wir sprechen von einem »Aufstand«. Damit ist gemeint: Wir stehen auf für die gelebte Solidarität mit allem Leben und allen Lebensformen. Wir zeigen Haltung, sehen nicht weg, verschweigen nicht, handeln klar, solidarisch und gewaltfrei, wo immer uns das möglich ist. Wir setzen dem lebensfeindlichen Denken und Handeln in unserer Kultur etwas entgegen: die liebevolle Verbundenheit mit allem Sein.

Dieser Aufstand ist still und kommt von Herzen. Er benötigt keine Medienpräsenz und keine konventionellen politischen Kampfformen. In ihm verbinden sich Menschen, die Entschiedenheit vereint, was die Analyse des Zustands unserer Erde betrifft und die Einsicht in notwendiges Handeln. Es sind Menschen, die von dem Anliegen geführt sind, die in unserer Zeit ein Licht sein wollen, im Bewusstsein der eigenen Schatten. Es sind Menschen, die sich als Diener des Lebens verstehen – in Verletzlichkeit und Konsequenz. Und sie leben im Bewusstsein spiritueller Beheimatung, eines tiefen Getragen- und Verbundenseins, ohne dies definieren zu müssen.

Dieses tiefe Getragen- und Verbundensein erlebe ich durch das Praktizieren von Yoga. Ich orientiere mich dabei an den alten Schriften, der Bhagavad Gita, den Yoga-Sutras von Patanjali und dem traditionellen Hatha Yoga, wie ich es von meinen beiden höchst kompetenten Lehrern gelernt habe.

Dass Yoga darüber hinaus eine heilende Wirkung hat, und zwar nicht nur auf körperlicher, sondern auch und vor allem auf der psychischen und emotionalen Ebene, habe ich erfahren, als ich mit einer tiefen Depression kämpfte. Ich hatte jegliche Hoffnung verloren, war voller Ängste und Zweifel, mein Selbstwertgefühl war nicht mehr vorhanden und der „schwarze Hund“ war mein ständiger Begleiter. In den schwärzesten Zeiten war ich noch nicht mal mehr in der Lage, zum Yogakurs zu gehen, obwohl ich genau wusste, wie gut er mir tut. Dank einer ganz hervorragenden Psychoanalytikerin, eines fachlich und menschlich herausragenden Psychiaters und meiner beiden allerliebsten Menschen – meinem Mann und meinem Sohn – schaffte ich es jedoch, mir Hoffnung, Antrieb und Lebenssinn zurückzuerobern.

Yoga half mir, meine innere Ruhe und Gelassenheit wiederzufinden, den Fokus auf das Hier und Jetzt zu legen, mich als Teil eines Größeren zu erkennen und wahrzunehmen und das Vertrauen in das Leben zurückzugewinnen. Als Heilpraktikerin (Psychotherapie) und Yogalehrerin versuche ich nun, andere an meinen Erfahrungen, meinem Wissen, meinen Gedanken und meiner Hoffnung teilhaben zu lassen. Menschen, die auf der Suche sind, einen Raum zu geben, in dem sie ihre eigenen Erfahrungen machen, sich entfalten und aufblühen dürfen. In dem sie zu sich und ihr Glück finden und ganz sie selbst sein dürfen. Getragen von Respekt, Wertschätzung und Wohlwollen.

Don’t practice Yoga to get better at Yoga.
Practice Yoga to get better at living.